Ein Kohle-Konzern wird grün

Meinung · Bergbau und Kohle haben unser Land seit Jahrhunderten bestimmt. Kohle war die Energie, die den industriellen Aufstieg des Saarlandes in den vergangenen Jahrhunderten überhaupt erst ermöglicht hat. Mit dem Ende des Steinkohleabbaus scheint es nun, dass der Bergbau-Konzern RAG auch eine wichtige Rolle bei der Energiewende spielen kann

Bergbau und Kohle haben unser Land seit Jahrhunderten bestimmt. Kohle war die Energie, die den industriellen Aufstieg des Saarlandes in den vergangenen Jahrhunderten überhaupt erst ermöglicht hat. Mit dem Ende des Steinkohleabbaus scheint es nun, dass der Bergbau-Konzern RAG auch eine wichtige Rolle bei der Energiewende spielen kann.Die Sonne, die vor Jahrmillionen die Energie lieferte, die wir heute in Form von Kohle nutzen können, steht auch bei der zukünftigen Ausrichtung im Fokus. Photovoltaik-Anlagen von 180 Megawatt Leistung will die RAG im Saarland installieren - das entspricht einem mittleren Kohlekraftwerk oder 60 großen Windrädern. Damit hat das Saarland die Chance, beim Ausbau der erneuerbaren Energien dem Ziel näherzukommen, bis 2020 einen Anteil von 20 Prozent "grünen Stroms" am Gesamtvolumen zu erreichen.

Ursprünglich wollte die RAG im Saarland gerade mal 35 Hektar für Sonnenstrom nutzen. Dass es deutlich mehr wurde, ist zwei Umständen zu verdanken: dass im hierzulande die Sonne einfach deutlich häufiger scheint als in anderen Teilen der Republik. Und dass der Masterplan Energie viele Flächen als ideale Photovoltaik-Flächen ausweist, die bei der RAG gar nicht im Fokus standen. Mit den zusätzlich geplanten Windrädern wird der frühere Bergbau-Konzern nun zum führenden Produzenten erneuerbarer Energien im Saarland.

Mit dem Bau der Solarkraftwerke und Windräder ist es aber nicht getan. Mit dem Ausbau dieser Energien steigt zugleich der Druck, sowohl den Netzausbau als auch die Speichertechnik voranzutreiben. Dass die RAG hier ebenfalls eine entscheidende Rolle spielen kann und will, ist nur konsequent. Denn ohne leistungsfähige Speicher muss die Stromproduktion der Zukunft, die stark von Wind und Sonne abhängen wird, schnell an ihre Grenzen geraten. Konzern-Chef Bernd Tönjes betont, dass die RAG auch dieses Thema engagiert verfolgen wird. Dabei klingt die Idee natürlich charmant, frühere Bergwerke als Pumpspeicher zu nutzen. Doch viele Fragen sind noch ungeklärt: Wie geht man beispielsweise mit dem hohen Druck unter Tage um? Wer kann Turbinen bauen, die einem solchen Gefälle standhalten? Und welche Maßnahmen am Schacht und unter Tage sind nötig, um solch ein Kraftwerk zu bauen? In drei Jahren, sagt Tönjes, soll es entsprechende Konzepte geben. Und zwar nicht nur für die Ruhr, sondern auch für den Standort an der Saar.

Der RAG-Chef hat damit gestern ein klares Bekenntnis für das Saarland abgegeben. Es war ein deutliches Signal an diejenigen, die sich von dem Ruhr-Konzern allein gelassen fühlen. Die RAG, so lautet die Botschaft aus Herne, sieht eine Zukunft an der Saar - eine grüne Zukunft.

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