Berliner Notizen Diebesgut und richtige Knöpfchen

Wolfgang Schäuble ist der neue Bundestagspräsident. Am  Dienstag wurde er gewählt. Gleich danach hatte er Probleme mit dem Mikrofon. „Muss ich selber drücken?“, merkte er erstaunt an, als er nicht zu hören war. Ja, auch der Präsident muss zwischendurch das richtige Knöpfchen drücken. Bleibt nun noch die Frage, ob Schäuble die Regierungsarbeit vermissen wird. Darauf angesprochen antwortete er: „Ach, wissen Sie, wenn ich mir die gerade begonnenen Sondierungen anschaue, habe ich wenig Entzugserscheinungen.“ Glück gehabt.

Berliner Notizen: Diebesgut und richtige Knöpfchen
Foto: SZ/Robby Lorenz

Cem Özdemir geht es da anders. Mit vollem Elan wirft sich der grüne Spitzenkandidat auf dem Weg in den Chefsessel irgendeines Ministeriums in die Sondierungen. Vielleicht auch ein bisschen aus Frust. Denn Özdemir wurde jetzt in Kreuzberg aus dem Hausflur sein E-Bike gestohlen. Bei Twitter veröffentlichte er einen Aufruf: „Wanted! Mein ,Dienstwagen’  wurde gestohlen. Erkennungszeichen: Giftgrün, emissionsfrei, Cabrio. Zuletzt gesehen in Kreuzberg.“ Und dann vermutlich nie wieder.

Mit den Worten „Einer geht noch, ich bin auch ganz schlank“, betrat Parlamentsneuling Christoph Ploß am Dienstag fröhlich im Reichstag den mit CDU-Leuten voll besetzten Lift hoch zu seiner Unions-Fraktion. Die Reaktionen der Mitfahrer dürften den drahtigen 32-Jährigen ernüchtert haben. „Das legt sich“, kam von hinten, „Jedes Jahr ein Kilo“ von vorne und „Bei mir waren es fünf in vier Jahren“ von der Seite. Gelächter. So hat Ploß gleich etwas Entscheidendes gelernt: In Berlin ist der Spott stets näher als das Lob. Vor allem bei den eigenen Leuten.

Angeblich haben die Grünen einen zweiten Vizekanzler gefordert, aber ganz so war es nicht. Andeutungen von Grünen-Geschäftsführer Michael Kellner wurden von einem Boulevardblatt ordentlich zugespitzt. Die schönste Anmerkung zu dem Vorgang kam von CSU-General Andreas Scheuer: „Tofu predigen, aber so schnell wie möglich an die Fleischtöpfe wollen: Typisch grün.“ So sind sie, die Sondierer.

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