Die Verantwortung des Papstes

Meinung · Wem schaden die gegenwärtigen Skandale um den Geheimnisverrat im Vatikan? Und wen begünstigen Sie? Fragen, die sich Beobachter angesichts der Intrigen in der römischen Kurie stellen. Die einfachste Antwort lautet: Die Affäre um öffentlich gewordene Geheimdokumente schadet vor allem dem Vatikan selbst. Der Heilige Stuhl und seine Akteure, allen voran Papst Benedikt XVI

Wem schaden die gegenwärtigen Skandale um den Geheimnisverrat im Vatikan? Und wen begünstigen Sie? Fragen, die sich Beobachter angesichts der Intrigen in der römischen Kurie stellen. Die einfachste Antwort lautet: Die Affäre um öffentlich gewordene Geheimdokumente schadet vor allem dem Vatikan selbst.Der Heilige Stuhl und seine Akteure, allen voran Papst Benedikt XVI., gehen geschwächt aus den Intrigen hervor. Möglicherweise wird der eine oder andere Kardinal nach dem Ende der Affäre seine persönliche Position in der Kirchenhierarchie verbessert haben. Vor allem steht jedoch zu befürchten, dass diejenigen, die die Unruhe mit Hoffnung auf mehr Transparenz in der Führung der katholischen Kirche begrüßen, am Ende enttäuscht werden. Die Ausbreitung etlicher Details aus dem sensiblen Innenleben der Kurie werden eher dazu führen, dass sich der Vatikan noch weiter der Öffentlichkeit verschließt.

Die katholische Kirche sieht ihren Auftrag in der Verbreitung des Evangeliums. Von dieser Mission wirkt sie in diesen Tagen soweit entfernt wie selten zuvor. Benedikt XVI., der Papst aus Bayern, prangert immer wieder den Relativismus und die Gleichgültigkeit gegenüber festen Werten an, die sich unter den Menschen breitmachten. Intrigen, wie die Weltöffentlichkeit sie in diesen Tagen wieder verfolgen kann, untergraben diesen moralischen Anspruch der Kirche nachhaltig. Eine Institution, die sich nach außen wie ein Schlangennest darstellt, kann keine moralische Autorität für sich beanspruchen. Die gegenwärtigen Affären werden zur Folge haben, dass sich wieder mehr Katholiken von der Institution Kirche abwenden. Das Pontifikat Benedikt XVI. sollte nach dem der Welt zugewandten Johannes Paul II. die Konsolidierung der Weltkirche bringen. Nun droht das Gegenteil, der weitere Zerfall.

Die "Vatileaks"-Affäre steht nicht isoliert in der jüngsten Kirchengeschichte, sondern reiht sich in ein Sammelsurium von Missständen ein, die in den letzten Jahren ans Licht gekommen sind. Zu denken ist etwa an den Missbrauchs-Skandal um pädophile Geistliche oder die Affäre um die Wiederaufnahme der erzkonservativen Piusbruderschaft und den Holocaust-Leugner Richard Williamson. Von kirchlicher Seite werden oft antiklerikale Strömungen auch in den Medien für die Negativschlagzeilen verantwortlich gemacht.

Der Zustand der katholischen Kirche und ihrer Führung sowie die immer neuen Schreckensmeldungen aus dem Vatikan lassen jedoch eher den Schluss zu, dass das Problem vor allem in den eigenen Strukturen steckt. Der Papst ist das Oberhaupt der Kirche. Deshalb sind die Zustände im Vatikan in erster Linie seine Verantwortung.

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