Die Not mit der Glühbirne

Meinung · Zurzeit spürt die Brüsseler Kommission wieder Gegenwind. Diesmal geht es nicht um die Frage, welches Lebensmittel gesund ist oder ob in unserem Brot zwei Prozent Salz enthalten sein dürfen - da trat Brüssel erst Anfang der Woche den Rückzug an. Jetzt wird über umweltverträgliche Leuchten gestritten

Zurzeit spürt die Brüsseler Kommission wieder Gegenwind. Diesmal geht es nicht um die Frage, welches Lebensmittel gesund ist oder ob in unserem Brot zwei Prozent Salz enthalten sein dürfen - da trat Brüssel erst Anfang der Woche den Rückzug an. Jetzt wird über umweltverträgliche Leuchten gestritten. Zwar weiß momentan niemand genau, welche Lampe die ökologisch sinnvolle Lösung für die Zukunft wäre. Doch im Hinblick auf die Energiesparziele der EU, nicht zuletzt auf Druck von Kanzlerin Angela Merkel, wurde der Fahrplan für die Ausmusterung der traditionellen Glühbirne bereits erstellt. Ab September soll demnach zunächst der Verkauf von 100-Watt-Lampen untersagt werden; bis 2016 verschwinden dann sämtliche Birnen mit dem Wolfram-Draht aus den Regalen. Sie sollen nach und nach durch Sparlampen ersetzt werden, welche die Energieeffizienz verbessern und den Ausstoß von Kohlendioxid in der EU erheblich reduzieren sollen. Doch sind diese Leuchten bei weitem noch nicht ausgereift. Die beiden jüngsten Untersuchungen von Stiftung Warentest und von Ökotest im Februar und im Oktober 2008 ergaben, dass Energiesparlampen deutlich schlechter sind als ihr ökologischer Ruf. Nur jede Dritte bekam das Testergebnis "gut"; die Mehrzahl wurde mit "befriedigend" bis "mangelhaft" bewertet: Zu kurze Lebensdauer, verzögert einsetzende Leuchtkraft sowie deutliche Umweltbelastung durch das verwendete Quecksilber zeigen, dass diese Lichtquellen noch erhebliches Verbesserungspotenzial besitzen. Die Abschaffung der Glühbirne zu betreiben, war somit voreilig. Vor dem Hintergrund, die Bürger zum Energiesparen anzuleiten, lohnt zudem ein Blick auf das bisher wenig beachtete Problem des Zertifikatehandels. Mit diesem Instrument sollen Kohlekraftwerke, Stahlkocher und Zementhersteller über den Erwerb von "Verschmutzungsrechten" zum effizienteren Umgang mit Energie gezwungen werden. So vernünftig der Grundgedanke scheint, so problematisch ist bisher die Umsetzung. Zunächst verteilten die EU-Staaten die Zertifikate allzu großzügig - in der Folge stiegen die Emissionen in den meisten Mitgliedsländern bis 2006 an, statt zu sinken. Im nächsten Schritt führt der Zertifikatehandel nun dazu, dass doch neue Kohlekraftwerke gebaut werden können. Denn die Energieversorger kaufen Emissionsrechte auf, die durch Einsparungen andernorts frei wurden, oder decken sich in Drittländern ein. Eine fatale Logik: Wer sich mehr Zertifikate besorgt, darf auch mehr Kohlendioxid in die Atmosphäre blasen. Für die Umwelt leider ein Nullsummenspiel.

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In unserer Ausgabe vom 26. Februar haben wir auf Seite D 5 über die Vorbereitungen für die Passionsspiele in Oberammergau berichtet. Die Aufführungen finden nicht, wie berichtet, vom 15. Mai bis zum 3. Oktober 2009 statt, sondern erst im selben Zeitr
In unserer Ausgabe vom 26. Februar haben wir auf Seite D 5 über die Vorbereitungen für die Passionsspiele in Oberammergau berichtet. Die Aufführungen finden nicht, wie berichtet, vom 15. Mai bis zum 3. Oktober 2009 statt, sondern erst im selben Zeitr