Die neue Terror-Gefahr

Der Konflikt in Syrien und dem Irak – er geht Europa und Amerika ganz konkret etwas an. Die US-Regierung warnt vor einer wachsenden Zahl an Dschihadisten aus Europa.

Gleichzeitig will sie die Sicherheitsmaßnahmen auch an deutschen Flughäfen verstärken. Das ist aber nur ein Aspekt der in den USA latenten und nach dem 11. September 2001 gut begründeten Terror-Furcht. Der andere wird vom Weißen Haus bewusst nicht vertieft. Denn bei der Frage, was denn Barack Obama gegen den Besorgnis erregenden Trend der Radikalisierung von Sympathisanten sunnitischer Extremisten zu tun gedenkt, gibt es in Washington keine überzeugenden Antworten.

Dabei ist die Gefahr real: Aufgrund der Reisefreiheiten und porösen Grenzen zur Türkei und nun auch zu Saudi-Arabien haben Bürger mit EU- oder US-Pässen tatsächlich kein Problem, nach einem Abstecher in das fragile Krisengebiet von Irak und Syrien wieder in die Heimatländer zurückzukehren. Schärfere Sicherheitskontrollen bekämpfen dabei nur die Symptome des Zerfalls einer Region, die auf dem besten Weg ist, sich als sicherer Hafen für gewaltbereite Islamisten zu etablieren. Bitter rächt sich nun der von Obama verfügte Totalabzug der US-Truppen aus dem Irak . Er hat dem Erstarken der Isis den Weg geebnet und zur Ausrufung eines "Kalifats" geführt. Die Gegenmaßnahmen der USA erfüllen dabei bisher nur eine politische Alibifunktion, dienen dazu, überhaupt etwas zu tun: Einige Hundert Soldaten zum Schutz der Botschaft, einige Hundert Berater, vielleicht hin und wieder ein Drohnenangriff. Die brisante Situation entschärfen dürfte dies nicht. Aber all das steht für die Hilflosigkeit der Weltmacht USA.

Aber auch Europa und die Bundesregierung sind gefragt. Die Vergangenheit hat schließlich gezeigt, dass Deutschland keine Immunität genießt, was die Planung und auch den konkreten Versuch von Terrorattacken angeht. Zudem gibt es offenbar neue raffinierte Anschlags-Technologien, die bei Kontrollen etwa an Flughäfen nur mit Mühe oder gar nicht entdeckbar sind. Zwar dürfte man in Berlin nach guter alter Tradition davon reden, dass es derzeit keine konkreten Hinweise auf eine erhöhte Gefahrenlage - sprich geplante Anschläge - gibt. Das mag sogar zunächst zutreffen. Doch im Irak und in Syrien ist mittlerweile der Boden bereitet worden für ein Klima, das vergleichbar ist mit der Lage in Afghanistan vor dem 11. September 2001. Hier entsteht ein Rückzugs- und Trainingsraum für Terroristen. Hier werden wie in einem Durchlauferhitzer junge europäische Islamisten zu kampferprobten Dschihadisten radikalisiert. Dies alles achselzuckend hinzunehmen, wäre auch für die Europäer keine gute Sicherheitspolitik.

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