Die Nasa stürzt ab

Meinung · Wer hoch hinaus will, kann tief fallen. Das erlebt die amerikanische Raumfahrtagentur Nasa gerade mit ihren hochfliegenden Plänen einer Mondstation. Das "Constellation-Projekt", die Rückkehr amerikanischer Astronauten zum Erdtrabanten anlässlich des 50. Jahrestags der Apollo-Landung im Jahr 2019, scheint gescheitert, noch bevor es recht begonnen hat

Wer hoch hinaus will, kann tief fallen. Das erlebt die amerikanische Raumfahrtagentur Nasa gerade mit ihren hochfliegenden Plänen einer Mondstation. Das "Constellation-Projekt", die Rückkehr amerikanischer Astronauten zum Erdtrabanten anlässlich des 50. Jahrestags der Apollo-Landung im Jahr 2019, scheint gescheitert, noch bevor es recht begonnen hat. Denn US-Präsident Barack Obama will sparen und deshalb das Mondprojekt streichen. Die Entscheidung kommt nicht überraschend, doch sie könnte die Nasa in eine Sinnkrise stürzen.Der einst unangefochtenen Weltraummacht Nummer eins droht in Sachen bemannter Raumfahrt der Abstieg in die zweite Liga. Die Nasa wird in diesem oder im kommenden Jahr ihre altersschwachen Space Shuttles aus dem Verkehr ziehen und ist dann auf Jahre hinaus auf die Dienste der russischen Raumfahrtorganisation angewiesen, deren uralte Sojus-Technik sich als langlebiger herausgestellt hat.Ersatz für die Space Shuttles sollte die neue Generation der Ares-Raketen sein, deren erste, die Ares-1, im vergangenen Oktober zu ihrem unbemannten Jungfernflug abhob. Doch nun ist völlig unklar, wofür diese Rakete noch benötigt wird. Theoretisch könnte die Ares-1, die die Orion-Raumkapsel zum Mond bringen sollte, auch die Internationale Raumstation ansteuern, doch in der Praxis scheint der Nasa auch dieses Ziel abhanden zu kommen. Die Entwicklung der Rakete verläuft in Trippelschritten, da die amerikanischen Raumfahrtplaner ihre finanziellen Ressourcen auf die altersschwachen Space Shuttles und die Neuentwicklung verteilen müssen. Der nächste unbemannte Testflug der neuen Rakete war nach der bisherigen Planung erst 2013 vorgesehen, ein bemannter Einsatz 2017. Das wiederum liegt gefährlich dicht an der maximalen Lebenserwartung der Raumstation ISS, deren Verfallsdatum die Jahreszahl 2020 trägt. Wenn nicht zum Mond und nicht mehr zur Raumstation - was bleibt da noch? Mit der Entscheidung des US-Präsidenten ist deshalb die Grundsatzfrage nach der Zukunft bemannter Raumfahrtmissionen der USA aufgeworfen, der Supermacht, die sich als Hort des Hightech versteht. In diese Kategorie gehört entschieden auch die Raumfahrt. Doch Raumfahrt ist mehr als Technik - sie lebt von großen Zielen und Emotionen. Mit dem Aus für die Mondmission hat der amerikanische Präsident der Nasa solch eine Vision genommen. Am mächtigsten Mann der Welt wäre es nun, ein neues Ziel zu definieren. Es könnte weit in der Zukunft liegen. Warum nicht der Mars?

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