Die letzte Chance

Wer wird nächster Präsident der Saar-Uni? Die Antwort auf diese Frage könnte bald nachrangig gegenüber einer anderen werden: Wie will die Hochschule den Image-Verlust reparieren, den ihr das seit drei Monaten dauernde Hin und Her um die Wiederbesetzung des wichtigsten Amtes auf dem Campus beschert hat?

Wir halten fest: In diesem Frühjahr hat eine Findungskommission der beiden Wahlgremien des Campus, Senat und Universitätsrat, in einem komplizierten Auswahlverfahren drei Kandidaten fürs Präsidentenamt nominiert. Die beiden internen Bewerber stehen nun in der Endausscheidung. Beide galten nach Ansicht der Vertreter beider Gremien in der Findungskommission als präsidiabel - und trotzdem hat's gekracht. Senat und Uni-Rat stimmten mit jeweils 80 Prozent für ihren Mann und zweifelten die Eignung des jeweils anderen an.

Der Schwarze Peter in diesem Machtpoker lag bisher beim Universitätsrat, einem Gremium, das den Zenit seiner Macht ohnehin überschritten hat. Seine Mitglieder wurden durch die Wahltaktik des alten Hochschul-Senats in eine Zwickmühle manövriert, aus der sie sich mit eigener Kraft nicht hätten befreien können. Dem Uni-Rat wäre in seiner für gestern angesetzten zweiten und letzten Abstimmung nur die Wahl geblieben, entweder auf die Linie des Senats einzuschwenken und seine eigenen Überzeugungen über Bord zu werfen oder die Autonomie der Hochschule zu ruinieren, indem er das Votum für seinen Kandidaten erneuert. Dann wäre das Wahlverfahren endgültig gescheitert und die Entscheidung an die Staatskanzlei gefallen.

Vor den haarsträubenden Konsequenzen dieser Entscheidung ist offenbar nicht nur der Universitätsrat zurückgezuckt. Auch der inzwischen neu gewählte Senat will sich aus guten Gründen nicht an einem Verfahren beteiligen, an dessen Abschluss das Ende der hochgehaltenen Uni-Autonomie stünde.

Das Wahlverfahren auf dem Campus geht damit in die nächste Warteschleife, in der die Gremien mit Fragen beschäftigt sind, die eigentlich längst hätten geklärt sein können - und mit Fragen, bei denen offen ist, ob sie innerhalb von drei Wochen zu klären sind. Wäre es zum Beispiel möglich, einen "Weißen Ritter" auf dem Campus zu finden - einen Konsens-Kandidaten also, der auf die Unterstützung beider Gremien zählen könnte? Auch wenn drei Wochen kritisch knapp sind: Es ist positiv, dass Senat und Uni-Rat nun im Konsens versuchen, das Wahlverfahren abzuschließen. Denn wie könnte sich die Uni künftig überzeugend gegen Eingriffe der Landespolitik in ihre Planung zur Wehr setzen, wenn ihre Gremien es noch nicht einmal fertigbringen, sich in der wichtigsten Zukunftsfrage überhaupt zu verständigen?

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