Die Lehren aus "Katrina"

Meinung · Die drohende Ölpest entlang der amerikanischen Golfküste und der verheerende Hurrikan "Katrina" vom Jahr 2005 weisen einige Gemeinsamkeiten auf. Beide Katastrophen haben erhebliche Auswirkungen auf die betroffenen Bundesstaaten am Golf von Mexiko. Sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich. Sie bedrohen die Existenzen tausender Menschen, die vom und mit dem Meer leben

Die drohende Ölpest entlang der amerikanischen Golfküste und der verheerende Hurrikan "Katrina" vom Jahr 2005 weisen einige Gemeinsamkeiten auf. Beide Katastrophen haben erhebliche Auswirkungen auf die betroffenen Bundesstaaten am Golf von Mexiko. Sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich. Sie bedrohen die Existenzen tausender Menschen, die vom und mit dem Meer leben. Und sie vernichten weitere kostbare Feuchtgebiete, die Brut- und Nistplätze seltener Tierarten sind. Dies bedeutet einen weiteren Schlag für die Artenvielfalt, die seit den 50er Jahren bereits um mehr als 70 Prozent geschrumpft ist.Auch politisch gibt es Parallelen. "Katrina" und die Ölkatastrophe stellen die Kompetenz der US-Regierung auf die Probe. Sie muss in der Krise beweisen, dass sie verantwortlich an der Seite ihrer Bürger steht und effizient Hilfe leisten kann. George W. Bush versagte bei dieser Aufgabe: Die Bilder der Menschen, die im Stadion und auf den Dächern von New Orleans tagelang vergeblich auf Hilfe warteten, während der Präsident im Urlaub weilte, schadeten ihm dauerhaft. Bushs Glaubwürdigkeit versank in den Fluten von "Katrina". Und die Reaktion seiner Regierung machte die Konsequenzen einer Ideologie sichtbar, die den Staat zum Feind erklärt hatte.Bushs Nachfolger Barack Obama verdankt seinen politischen Aufstieg wenigstens zum Teil dieser Inkompetenz, die zur Wechselstimmung beitrug. Nun steht er seinerseits unter Zugzwang, muss beweisen, dass er es besser kann. Und so fährt der Präsident bei Wind und Wetter auf holprigen Straßen zu den Betroffenen, statt das Katastrophengebiet aus sicherer Distanz zu überfliegen. Obama sendet damit ein wichtiges Signal: Die Regierung versteht den Ernst der Lage.Und noch etwas ist heute anders. Während "Katrina" durch das Versagen der Bush-Regierung und unfähiger Lokalpolitiker zur Katastrophe geriet, liegt die Verantwortung für die Ölpest allein bei BP. Der Konzern wehrte sich jahrelang erfolgreich gegen eine Regulierung und überzeugte die Verantwortlichen davon, dass Ölbohren nahe der Küste eine sichere Sache sei. Nun steht BP unvorbereitet vor einem Umwelt-Desaster, dessen Folgen unüberschaubar sind. Aus Obamas Blickwinkel liegt die Gefahr in einer Politisierung der Situation, die seine Regierung nicht zu verantworten hat. Die Vorgänger sorgten für die laxen Regeln, die weder Sicherungsventile noch andere Vorkehrungen vorschreiben. Deshalb stellt der Präsident nun bei jeder Gelegenheit fest, wo die Verantwortung liegt: Es ist nicht sein "Katrina", sondern das der Ölindustrie. Und die muss sich nun auf hohe Kosten und strenge Auflagen einstellen.

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