Die Guten gehen als Erste

Wie viel Wissenschaft kann sich das Saarland künftig leisten? Weniger, deutlich weniger, muss die Antwort lauten, denn der Landeszuschuss zu den Hochschulen sinkt. Weniger Geld, weniger Forschung, weniger Studenten.

An dieser Erkenntnis führt kein Weg vorbei. Doch wo soll gespart werden? Und wie viel? Sicher ist bisher nur dies: Angesichts von Etatkürzungen von gut sechs Prozent reicht das, was die Vertreter von Land und Hochschulen bisher präsentiert haben, bei Weitem nicht. Mit ein paar Kooperationsprogrammen zwischen Uni und HTW, Kürzungen im Lehramtsstudium und in der Verwaltung lassen sich die Vorgaben des Landes nicht erfüllen.

Die Wahrheit sieht schlimmer aus, und wir waren ihr schon deutlich näher. Das Gutachten des Wissenschaftsrats erklärte, das Saarland könne bei diesem Hochschuletat "keine umfassende akademische Grundversorgung" mehr leisten und schlug die Aufgabe ganzer Fachbereiche zugunsten der Uni-Schwerpunkte vor. Die Vertreter von Land und Hochschulen sind diesen Vorschlägen aus unterschiedlichen Gründen nicht gefolgt. Weil aber die Sparansage des Landes nicht verändert werden soll, stehen wir damit wieder am Anfang der Debatte.

Wo soll gespart werden? Um diesen Punkt laviert die politische Diskussion jetzt herum. Die Hochschulen sollen's richten. Doch das ist nicht möglich, wie die Diskussion ums Sparpapier des Uni-Präsidiums zeigt. Das mit heißer Nadel gestrickte Konzept basiert auf einem Minus von knapp 120 Millionen Euro bis 2020 - einer Summe, von der einerseits schon jetzt anzunehmen ist, dass sie nicht ausreicht, die aber andererseits in vielen Fakultäten zu Panik führt.

Unabhängig von der Frage, ob der vom Präsidium prognostizierte Verlust von 4700 Studenten realistisch ist oder nicht, zeigt das Papier, dass Kürzungen dieses Umfangs die Struktur der Uni verändern. Doch dafür braucht es, Globalhaushalt hin oder her, mutige politische Ansagen zu den Prioritäten der saarländischen Hochschullandschaft. Wenn hier nicht rasch Klarheit herrscht, drohen Kollateralschäden, die schwerer wiegen als die direkten finanziellen Folgen des Sparprogramms. Nach zwei Jahren Dauerdiskussion wächst auch in den Vorzeigefakultäten der Uni, die gerade in jüngster Zeit mit Erfolgsmeldungen glänzten, die Angst, gerade die ausgezeichneten Wissenschaftler könnten ihrer Uni den Rücken kehren. Welcher Student will sich in einem Fach einschreiben, an dessen Zukunft er zweifelt? Welcher Forscher wird dem Angebot einer anderen Uni widerstehen, wenn er nicht weiß, was seinem Fachbereich bevorsteht? Die Konsequenzen könnten den Hochschulstandort Saarland insgesamt schwer beschädigen. Vergessen wir nicht: Die Guten gehen als Erste.

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