Die Geister der Vergangenheit

Meinung · Ein wahnsinniger Terror-Krieg. Gegen Spanien, jenes demokratische, moderne und weltoffene Königreich, das jedes Jahr mehr als 50 Millionen ausländische Urlauber gastfreundlich aufnimmt. Das nach dem Ende der Franco-Diktatur 1975 einen bewundernswerten Aufstieg zum verlässlichen Partner in der EU erlebte

Ein wahnsinniger Terror-Krieg. Gegen Spanien, jenes demokratische, moderne und weltoffene Königreich, das jedes Jahr mehr als 50 Millionen ausländische Urlauber gastfreundlich aufnimmt. Das nach dem Ende der Franco-Diktatur 1975 einen bewundernswerten Aufstieg zum verlässlichen Partner in der EU erlebte. Das bei gesellschaftlichen Reformen, etwa in Sachen Gleichberechtigung, viele europäische Nachbarn sogar überholte.Warum also dieser Bomben-Irrsinn der baskischen Terror-Organisation Eta, die Spanien noch heute als "Diktatur" bezeichnet? Weil das Märchen vom unterdrückten Baskenland der Extremistenbewegung erheblichen Einfluss und große Macht sichert. Denn die Eta ist keine kleine Gruppe durchgeknallter Terroristen. Sie ist eine Mafia, die viel Geld mit Drogenschmuggel, Waffengeschäften und Schutzgeld-Erpressung verdient. Und sich von jenem unter der Franco-Diktatur gewachsenen Hass gegen Spanien nährt, den nicht wenige Basken teilen.Ein schneller Sieg gegen den Eta-Terror ist unwahrscheinlich. Denn die baskische Bande besteht aus hunderten gewaltbereiten Extremisten, die von mehreren tausend Helfern gestützt werden. Hinzu kommen fast 100 000 Aktivisten aus dem Umfeld der inzwischen verbotenen Eta-Parteien. Trotz aller polizeilichen Gegenschläge geht den Separatisten der Nachwuchs nicht aus. Obwohl jetzt, 50 Jahre nach Gründung der Eta, die Luft dünner wird und die Zahl der Mitläufer langsam abzunehmen scheint. Das lässt - zumindest langfristig - auf friedlichere Zeiten hoffen. Vorerst aber speist sich die Propaganda der Radikalen weiter daraus, dass es die spanische Demokratie nicht schafft, die dunkle Franco-Vergangenheit aufzuarbeiten: Eine ehrliche politische und strafrechtliche Bewältigung findet auch unter dem reformfreudigen Regierungschef, dem engagierten Sozialdemokraten José Luis Zapatero, praktisch nicht statt. So verharrt das Land im Bann eines schon besiegt geglaubten Terror-Relikts aus der Franco-Zeit. Ein Anachronismus des Wahnsinns, der Spanien - nach dem islamistischen Terror - das größte Sicherheits-Problem der gesamten EU beschert. Ausgerechnet in einer Phase, in der das Land gegen eine tiefe Wirtschaftskrise kämpft, die sich mit 20 Prozent Arbeitslosen heftiger bemerkbar macht als im restlichen Europa.Spanien stehen schwierige Zeiten bevor. Zeiten, in denen es wichtig ist, den EU-Partner nicht alleine zu lassen. Die Erfahrung hat gelehrt, dass sich der Terrorismus nur mit internationaler Zusammenarbeit und Solidarität besiegen lässt. Das gilt auch für den Kampf gegen die Eta-Terroristen.

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