Die Fifa – wie immer

Die Fifa hat einen neuen Präsidenten. Sogar mehr als das: Der Fußball-Weltverband will nicht mehr er selbst sein. Also kein Korruptionsnetzwerk des Grauens mehr, kein Blatter-Huldigungsverein: Nein, die Fifa erklärt sich quasi selbst zum fair gehandelten, transparenten und glutenfreien Öko-Sportverband.

Das amerikanische FBI , die Sponsoren und die Weltöffentlichkeit wollen das ja so. Gelingen wird der Imagewandel der Fifa aber nicht.

Dabei haben die Delegierten in Zürich Reformen aus dem Lehrbuch der Compliance (Regeltreue) beschlossen: Amtszeiten begrenzen, Gehälter veröffentlichen, Bilanzen, Geldflüsse - alles soll transparenter werden, extern überprüfbar. Einen zweiten Blatter soll es nie mehr geben. Der neue Präsident soll repräsentieren, weniger regieren. Die Strategien soll der neue Rat, genannt Council, entwerfen, der das 25-köpfige Exekutivkomitee ersetzt. Umsetzen und bezahlen soll die Pläne der neue, starke Generalsekretär, den der Council bestimmt. Dessen künftig 36 Mitglieder (davon sechs Frauen) sollen sehr integer sein, beschloss der Kongress. Nicht wie die Jungs aus dem Exekutivkomitee. Keine korrupten Fußballverbrecher. Dafür soll ein externer Integritäts-Check Sorge tragen. Wird schon klappen. Die alten Exekutivmitglieder können übrigens in den Council wechseln. Ohne Prüfung.

Eine nicht ganz offensichtliche Schwäche der Reform liegt in der Stärkung dieses Rates. Ein heterogener Haufen ist das, die Kontinentalverbände schicken ihre Vertreter größtenteils mit unterschiedlichen Vorstellungen von Compliance. Diese Funktionäre sollen nun die Zukunft der Fifa diskutieren, verhandeln, Kompromisse eingehen. Klingt so, wie es immer war, und deutet an, dass die Reformen noch lange keinen Kulturwandel in der Fifa einläuten.

Der wäre die Grundlage für eine echte Reform gewesen. Denn die unsägliche Fifa-Kultur, Deals unter der Hand und in die eigenen Taschen auszuführen, lebt. Nicht nur die Konföderationen aus Nord- und Südamerika sind derzeit eher mit Justizbehörden beschäftigt als mit Gedanken um einen Kulturwandel bei der Fifa. Und auch die gestrige Präsidenten-Wahl hat gezeigt: Ohne Kontinentalverbände, ohne Geld- und WM-Startplatzgeschenke, ohne klassisches Stimmengeschiebe, ohne die Verhandlungskultur der Fifa hätte Gianni Infantino die Wahl nicht gewinnen können. Übrigens ein Mann, der als Uefa-Generalsekretär gegen die Reformen bei der Fifa angekämpft hat. Der Kongress hat die Fifa sicher verändert, aber reformiert hat er sie nicht. Daher wäre es sinniger gewesen, nichts zu wählen. Die Fifa hätte unter Fremdverwaltung gehört, bis die juristische Aufarbeitung der vergangenen Jahre abgeschlossen ist, bis der letzte korrupte Zahn endlich gezogen ist.

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