Die Antwort ist Nein

Meinung · Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. So könnte es auch im Fall Opel gehen. Erst 18 Monate ist es her, da bat der Autobauer schon einmal um Bürgschaften von Bund und Ländern. Es stand Spitz auf Knopf für den amerikanischen Konzern General Motors (GM) und seine Europa-Tochter. Die Staatsgarantie über eine Milliarde Euro sollte Luft zum Überleben schaffen

Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. So könnte es auch im Fall Opel gehen. Erst 18 Monate ist es her, da bat der Autobauer schon einmal um Bürgschaften von Bund und Ländern. Es stand Spitz auf Knopf für den amerikanischen Konzern General Motors (GM) und seine Europa-Tochter. Die Staatsgarantie über eine Milliarde Euro sollte Luft zum Überleben schaffen. Eine Milliarde! Helle Aufregung landauf, landab. Nicht viel ist noch, wie es damals war. Zwar bittet Opel erneut um staatliche Absicherung, und wieder geht es um rund eine Milliarde. Doch die Summe regt heute keinen mehr auf. Die Banken- und die Euro-Krise haben uns an andere Dimensionen gewöhnt. Die Opel-Garantie - kaum der Rede wert? Falsch. Denn die Grundsatz-Frage ist so heikel wie damals: Soll der Autobauer eine Sonderbehandlung erhalten? Wirtschaftsminister Rainer Brüderle hat sie richtig beantwortet. Er sagt Nein.Opel hat schon einmal staatliche Hilfe genossen. Während General Motors in Rekordzeit sein Insolvenzverfahren durchlief, sicherte ein milliardenschwerer Überbrückungskredit aus Berlin das Überleben der Europa-Tochter. Doch parallel zur Rückzahlung des Darlehens spielte GM beim Poker um einen Opel-Verkauf monatelang Katz und Maus mit der deutschen Politik, Zusagen über Staatshilfen wurden regelrecht erpresst. Am Ende blies die Chef-Etage in Detroit den Verkauf einfach ab. Gewiss, es geht noch immer um tausende Arbeitsplätze, diese auch von GM errichtete Drohkulisse wirkt übermächtig. Deshalb wird der Fall nun zur Chefsache. Doch so hart es sein mag, die Kanzlerin darf nicht noch einmal einknicken. Man muss kein neoliberales Hohelied auf die Kräfte des Marktes anstimmen, aber es passt schlicht nicht in die Zeit, ein einzelnes Unternehmen zu stützen, wenn überall gekürzt und gekappt wird. Wenn so viele echte Krisen-Verlierer aus dem Mittelstand auf der Strecke bleiben. Und es ist sträflich, sich mehrfach vom selben Partner hinter die Fichte führen zu lassen. Denn offenkundig mangelt es GM nicht an flüssigen Mitteln, und für das laufende Jahr erwarten Experten einen Konzerngewinn von vier Milliarden Euro. Der Auto-Riese braucht keine Bürgschaft. Was er braucht, ist ein cleveres Management. Die Opel-Belegschaft steuert bereits ihren Teil zur Sanierung bei, die Einschnitte sind schmerzhaft. Nun geht es darum, Synergien im Gesamtkonzern endlich intelligent zu nutzen und damit Kosten nachhaltig zu senken. Es geht darum, zukunftsfähige Produkte zu entwickeln. Die beste Expertise dafür liegt bei der europäischen Tochter. Den Letzten beißen die Hunde? Mit Hilfe der Opelaner hat GM gute Chancen, nicht das nächste Opfer zu werden. Auch ohne Stütze vom Staat.

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