Der schwierige Kampf gegen die Angst vor Straftaten

Die polizeiliche Kriminalstatistik spiegelt ja nur einen Teil der Wirklichkeit wider. Statistisch gesehen ist die Gesamtkriminalität in Deutschland zwar zum Glück rückläufig – und auch bei einzelnen Straftaten wie dem Wohnungseinbruch gibt es eindeutig positive Entwicklungen zu verzeichnen.

Der schwierige Kampf gegen die Angst vor Straftaten
Foto: SZ/Robby Lorenz

Speziell bei diesem für die Betroffenen so schlimmen Delikt zahlen sich Vorbeugung und die richtigen staatlichen Maßnahmen wie die KfW-Förderung zur Sicherung der eigenen Wohnung aus.

Auf der anderen Seite aber erlebt die Gesellschaft eine sich ausbreitende Angst vor Straftaten. Die Statistik liefert dafür keine nachhaltigen Gründe, auch nicht die jüngste Erhebung des Bundeskriminalamtes. Doch das Sicherheitsempfinden der Deutschen ist angeknackst, wie Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) erneut einräumte. Das hat sicherlich etwas mit dem medialen Umfeld der heutigen Zeit zu tun. Nichts bleibt noch unberichtet. Oder aber es wird in den sozialen Netzwerken verbreitet, ungefiltert und ungeprüft, oft aufgebauscht. Jeder wird somit jeden Tag mit Dramatischem berieselt. Ob er will oder nicht. Für das Zusammenleben bleibt das nicht ohne Folgen.

Außerdem kommt eine wachsende Verrohung hinzu, die die Ängste zusätzlich verstärkt. Noch ist es sicherlich so, dass den meisten Menschen das Gefühl nicht abhandengekommen ist, dass man Sanitäter nicht angreift und Polizisten nicht bespuckt. Aber die Pöbler und Gaffer werden mehr, die Schläger rabiater, laut Statistik richtet sich der Unmut immer öfter gegen Einsatzkräfte. Dagegen hilft nur die harte Hand des Staates. Da hat Minister Seehofer völlig recht.

Auffallend an der neuen Kriminalstatistik ist nicht nur die positive Nachricht, dass bei vielen Delikten ein Rückgang zu verzeichnen ist. Sondern auch, dass sich die Kriminalität in Deutschland zunehmend verlagert. Es werden weniger Autos, Fahrräder oder Taschen gestohlen. Dafür schlagen immer mehr Täter im Internet zu. Passwörter und Daten werden geklaut, Identitäten gefälscht, der Betrug im Netz ist auf dem Vormarsch. Genauso wie die Verbreitung von übelster Kinder- und Jugendpornografie. Auch hier gilt: Die Polizei muss im Internet präsenter sein. Sie muss fitter werden für die Strafverfolgung in der digitalen Welt. Und das schnell.

Die Politik hat jedenfalls inzwischen begriffen, dass der Rückzug der staatlichen Gewalt durch diverse Spardiktate ein Fehler gewesen ist. Nun wird schon länger gegengesteuert. Bis Erfolge sichtbar werden, braucht es seine Zeit, weil mehr Personal eingestellt und ausgebildet werden muss. Es ist aber der einzig richtige Weg. Wenn dann auch noch die Bürger lernen, endlich wieder mehr Respekt voreinander zu haben, wäre viel gewonnen. Das beginnt bei der Erziehung, geht über die Schule bis zum Alltag im Beruf. So verhindert man zwar keinen Raub oder Mord. Diese Straftaten hat es immer gegeben. Aber ein gutes Miteinander macht ein Land automatisch sicherer.

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