Der Saarländische Rundfunk kappt die eigenen Wurzeln

Streichungen, Kürzungen und Gürtel-enger-Schnallen sind wir in diesem schönen Bundesland leider von der CDU/SPD-Landesregierung gewohnt. Doch es dient ja der Regierung zufolge alles einem übergeordneten Ziel: der Erhaltung der Selbstständigkeit des Saarlands. Zudem hat die schwarz-rote Landesregierung auf Bundesebene Mittel losgeeist, die das Land "zukunftsfest" machen sollen. Auch der Intendant des Saarländischen Rundfunks, Thomas Kleist, betont immer wieder gern, dass sein Sender ein Stützpfeiler der Eigenständigkeit dieses Landes sei. Der SR sei ohne das Saarland nicht denkbar, umgekehrt jedoch auch nicht, hatte Kleist mit gutem Recht unterstrichen.

Wenn der SR-Intendant jetzt jedoch den Rotstift an Leuchttürmen des Senders ansetzt, wird seine Argumentation brüchig. Ausgerechnet das Halberg-Open-Air wird geopfert auf dem Altar des Sparzwangs. Dieses früher als Schülerferienfest gestartete Pop-Festival hat dem saarländischen Nachwuchs über 36 Jahre hinweg die beste Identifikationsmöglichkeit mit dem Sender auf dem Halberg geboten. Auch dieses Ereignis begründet Heimatgefühl. Dorthin sind über fast 40 Jahre hinweg inzwischen weit über eine Million Schüler gezogen, es entstanden gemeinsame Erinnerungen an Erlebnisse mit den Stars der Rock- und Popszene, von denen die, die dabei waren, auch Jahrzehnte später berichten und zehren können.

Längst tauschen sich die Eltern, die in den Anfangsjahren dabei waren, mit ihren Kindern darüber aus. Ein solches landesweites, kostenloses und meist mit glücklichen Momenten verbundenes Fest zum Schuljahresende ist herausragend in Deutschland. Es ist ein Ereignis, das selbst zur Identität des Landes beiträgt. Zumal es für hunderttausende Schüler oft das erste Pop-Konzert war, das sie besuchen durften. Die Seriosität des Veranstalters SR bürgte dafür, dass die Eltern sich keine Sorgen um ihren Nachwuchs machen mussten. Aufklärung über Alkohol und Drogen sowie wachsame Sicherheitsleute gehörten selbstverständlich zum Halberg-Open-Air-Programm.

Ebenso schmerzlich ist es, dass die Gala-Abende für die Wahl des Saar-Sportlers und die Herzenssache nicht mehr in der bisherigen Form produziert werden. Ausgerechnet Projekte, bei denen Ehrenamtler und Amateursportler in den Mittelpunkt gestellt werden und eine berechtigte Würdigung erfahren, soll der Rotstift treffen.

So muss sich die SR-Chefetage fragen lassen, ob sie bei den Streich-Objekten nicht danebengegriffen hat. Hätte es nicht in der Verwaltung oder an anderer Stelle bessere Möglichkeiten gegeben, die Sparsumme zu erzielen, als ausgerechnet beim Halberg-Open-Air? Um an den Ursprung zurückzukehren: Wer die Eigenständigkeit des Landes bewahren will, darf nicht seine Wurzeln kappen. Wenn Großes im Kleinen entstehen soll, müssen die Menschen dabei sein. Und nicht ausgeladen werden.

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