Der Pate

Sepp Blatter kann's nicht lassen. Der Präsident des Weltfußballverbandes Fifa will im Mai 2015 abermals für den Spitzenjob antreten, es wäre seine fünfte Amtszeit. Das Nicht-loslassen-können ist typisch für den 78-jährigen Schweizer, der einst als hoffnungsvoller Fußball-Funktionär begann - und nun als "Pate" Strippen zieht.Don Corleone.

Wer Blatters Weg der vergangenen 16 Jahre verfolgt, wird unweigerlich an den fiktiven Mafiaboss erinnert. Schon Blatters Vorgänger João Havelange hatte die Weichen so gestellt, dass die Fifa in allen möglichen Gazetten nur noch als "korrupter Haufen" geschmäht wird. Es gilt als erwiesen, dass Havelange Schmiergelder in zweistelliger Millionenhöhe kassiert hat. Als Ehrenpräsident der Fifa musste er unehrenhaft abtreten. Blatter, der Havelange lange Jahre als Generalsekretär diente, hat von dem Alten viel gelernt. Aber offenbar ist er noch schlauer als der Brasilianer, denn alle Vorwürfe perlten bislang an ihm ab.

Dass Blatter es überhaupt wagt, erneut als Fifa-Boss anzutreten, ist zum einen seiner Kungelei mit den Verbänden Afrikas und Asiens zu verdanken, deren Gefolgschaft er sich mit Geldzuwendungen und Privilegien gesichert hat. Zum anderen der erbärmlichen Rolle des europäischen Verbandes Uefa, dessen Präsident Michel Platini ein ähnlich fragwürdiges Kaliber ist wie Blatter. Der große DFB spielt bei den Manövern irgendwo kleinklein im Abseits, wobei sich der alte Präsident (Theo Zwanziger ) und der neue (Wolfgang Niersbach ) gern gegenseitig attackieren. Eine diffuse Rolle beim verbandsinternen Pressing spielt auch "Kaiser" Franz Beckenbauer im Doppelpass mit Blatter. Dieser hat sich just die Unterstützung des auch im Weltfußball einflussreichen Russen-Präsidenten Wladimir Putin gesichert; für dessen Sportverband wiederum läuft Beckenbauer als hoch dotierter "Botschafter" auf.

Zurzeit streitet die ehrenwerte Gesellschaft namens Fifa, ob der 350 Seiten dicke Untersuchungsbericht ihrer Ethikkommission, der dem Vernehmen nach schwere Korruptionsvorwürfe bezüglich der WM-Vergabe für 2018 in Russland und 2022 in Katar enthält, geheim bleiben kann. Transparenz? Man müsste lachen, wenn es nicht so traurig wäre. Wie verseucht der Klub der alten Männer ist, zeigt auch dies: Der Franzose Jérôme Champagne, von Blatter geschasster Ex-Direktor des Weltverbandes, will im Mai gegen den greisen Paten kandidieren. Champagne hat viel Power, ein klares Programm, ein sauberes Profil - und keine Chance. Das ist beschämend. Auch für den DFB, der zu den größten Sportverbänden der Welt zählt. Mit einer starken Kampagne für Champagne könnten die Deutschen echten Sportsgeist beweisen und ihrer Vorbildfunktion gerecht werden.

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