Der Ludwigspark oder: die unendliche Geschichte

Saarbrücken. Ende der 1970er Jahre erschien Michael Endes Roman "Die unendliche Geschichte". Ungefähr genau so lange währt die Geschichte vom Stadion-Neubau in Saarbrücken. Gestern wurde das umstrittene Projekt, dessen Diskussions-Inhalte Endes Roman in den Schatten stellen, plötzlich und unerwartet beerdigt

Saarbrücken. Ende der 1970er Jahre erschien Michael Endes Roman "Die unendliche Geschichte". Ungefähr genau so lange währt die Geschichte vom Stadion-Neubau in Saarbrücken. Gestern wurde das umstrittene Projekt, dessen Diskussions-Inhalte Endes Roman in den Schatten stellen, plötzlich und unerwartet beerdigt.Tränen flossen nicht, die Trauer wird sich - außer bei den Fußballern und Fans des 1. FC Saarbrücken - in Grenzen halten. Zu lange schon hatte das Thema die Nerven von Beteiligten und Unbeteiligten strapaziert, nicht wenige Bürger fanden es völlig unangebracht, dass sich das bettelarme Saarland und seine hoch verschuldete Hauptstadt Saarbrücken eine neue Sport-Arena leisten wollten. Richtig daran war, dass eigentlich kein Geld vorhanden war, den in Ehren vergammelten Ludwigspark durch eine zeitgemäße Sportstätte zu ersetzen. Viele Bürger vertraten auch die Ansicht, dafür besser Kitas, Schulen und Straßen zu finanzieren. Zudem kickt der traditionsreiche Verein seit Jahren nur in der dritten Liga.

Doch bei einem Projekt dieser Größenordnung sind auch andere Aspekte zu berücksichtigen. Während überall in Deutschland (und Europa) Städte und Regionen in sportliche und kulturelle "Leuchttürme" investieren und moderne Event-Hallen und Arenen bauen oder aufrüsten, schlummerte man an der Saar genügsam vor sich hin. Zwar versuchten engagierte Persönlichkeiten immer wieder, ein Bewusstsein für die Notwendigkeit der Entwicklung moderner Infrastrukturen zu wecken. Aber das Projekt Stadionneubau kam nicht voran, obwohl unentwegt Standorte und Modelle gesucht und wieder verworfen wurden. Der Sparzwang mit seiner bitteren Realität erwies sich stets als stärker. Und als Stadt, Land und Verein dann vor einem Jahr wie durch ein Wunder doch noch zueinander fanden, war die Freude der Sportsfreunde groß. Doch der Jubel kam zu früh.

Zu den Leuten, die das Stadion-Projekt vorangetrieben hatten, gehörten insbesondere FCS-Aufsichtsratschef (und Ex-Präsident) Reinhard Klimmt (SPD), CDU-Fraktionschef (und Ex-Vizepräsident) Klaus Meiser, und der Unternehmer und Mäzen Hartmut Ostermann (FDP). Zentrale Figur war Ostermann, der seit Jahren viele Millionen Euro in den Verein gepumpt hat - und für sein Engagement nicht belohnt wurde: Der FCS verpasste mehrmals den Aufstieg in die zweite Bundesliga (was mehr TV- und Werbegelder bedeutet hätte). Seit Jahren tritt der Verein sportlich auf der Stelle, während das Stadion, in dem in den 80er Jahren noch Länderspiele stattfanden, vor sich hin rottete. Die letzte Anstrengung von Stadt und Land, wenigstens ein abgespecktes Klein-Stadion für 18 000 Zuschauer zu bauen, scheiterte jetzt - man mag es kaum glauben: an bürokratischen Hindernissen und Zusatzkosten für Parkplätze.

Die Fans dürfen nun darüber streiten, warum die Verantwortlichen immer dicke Backen gemacht, aber dann doch nicht gepfiffen haben. Meiser hat vor den Fakten kapituliert, Klimmt trug den "Plan B" (Umbau) mit, die Entscheidungsträger - Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer für das Land, Oberbürgermeisterin Charlotte Britz für die Stadt - stimmten dem Akt der Vernunft zu. Damit ist das Thema Neubau endgültig vom Tisch. Und die unendliche Geschichte zu Ende.

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