Der größte Gegner: Langeweile

Langeweile ist ein schweigender Nebel , der Dinge in eine merkwürdige Gleichgültigkeit zusammenrückt. So ähnlich schrieb der Philosoph Martin Heidegger . Dass er dabei an den Start der 53. Bundesliga-Saison gedacht hat, ist auszuschließen.

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Foto: Robby Lorenz

Dennoch: Der Erfolgs-Dunst, der die Bayern aus München vor dem Spiel heute gegen Hamburg umweht, löst bei Fans oft Gleichgültigkeit aus. Bayern wird Meister, meint jeder. Auch die Abstiegsfrage scheint wenig nebulös: Ingolstadt und Darmstadt sind die Top-Kandidaten. Hinter den Bayern kabbeln sich Leverkusen, Schalke, Wolfsburg und Dortmund. In sicherer Entfernung.

Der Veranstalter der Show, die deutsche Fußball-Liga (DFL ), sieht den Langeweile-Nebel nicht. Deren Chef Christian Seifert findet die Diskussion darüber gar "langweilig". 40 Millionen Fußball-Fans gebe es in Deutschland und 15 Millionen verfolgen die Liga wöchentlich im TV. Die Vereine haben 280 Millionen Euro in neue Spieler investiert. Auch die Stadien sind voll. Die Fans langweilen sich nicht, sagt er. Noch nicht. Schafft Bayern dieses Jahr Titel vier in Folge (was noch niemand zuvor gelang), schleicht sich auch die Gleichgültigkeit darüber langsam aber stetig heran.

Doch was sollte die Liga dagegen tun? Auf die englische Premier League vertrauen, dass sie Bayern-Spieler wie Bastian Schweinsteiger wegkaufen? Nein, die shoppen bei anderen Klubs, wie in den 90er Jahren die Italiener und spülen noch Geld in deutsche Klubkassen. Die DFL sollte weiter die TV-Gelder zentral vermarkten, sollte sie aber noch gerechter verteilen. Doch dabei droht Ungemach. So hat sich Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge dafür ausgesprochen, dass die Klubs ihre TV-Rechte selbst vermarkten sollen. Das Ergebnis wäre klar: Bayern bekommt das Meiste. Die Langweile hätte gewonnen. Rummenigge fordert die Eigenvermarktung auch aus "Furcht" vor England: Dort haben die Klubs einen neuen TV-Vertrag ausgehandelt. 6,9 Milliarden Euro bekommt die Liga für drei Jahre. In Deutschland läuft ein Vierjahreskontrakt über 2,51 Milliarden Euro 2017 aus. Seifert fordert, Spieltage weiter zu splitten, so dass er dem deutschen Pay-TV-Sender Sky mehr Liveübertragungen anbieten kann. Montagsspiele zum Beispiel. Oder 13.30-Uhr-Sonntagsspiele, die dem Amateurfußball in die Quere kämen.

Der findet in dieser Diskussion kein Gehör, geschweige denn Geld. Ebenso wenig wie die Traditionsvereine abwärts von Liga eins. Die kämpfen gegen überreiche Retortenclubs, für mehr Geld aus dem großen Topf. Verlieren sie den Kampf, steigen sie ab und verenden. Wie Borussia Neunkirchen gerade. Der DFL scheint dies gleichgültig zu sein. Wenn den Fans die Liga aber gleichgültig wird, ist es zu spät.

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