Der Fall Althaus

Meinung · Der Fall Althaus ist eine Tragödie. Schon der schreckliche Unfall am Neujahrstag hat bundesweit Bestürzung ausgelöst und zu echtem Mitgefühl angeregt: Eine Unachtsamkeit beim Spaßsport Skifahren führt zum Tod einer Frau im besten Alter und zerstört neben einer intakten Familie auch das (politische) Leben eines angesehenen Ministerpräsidenten

Der Fall Althaus ist eine Tragödie. Schon der schreckliche Unfall am Neujahrstag hat bundesweit Bestürzung ausgelöst und zu echtem Mitgefühl angeregt: Eine Unachtsamkeit beim Spaßsport Skifahren führt zum Tod einer Frau im besten Alter und zerstört neben einer intakten Familie auch das (politische) Leben eines angesehenen Ministerpräsidenten. Althaus, der außer physischen auch psychische Verletzungen erleiden musste, hat die Verantwortung - also die Schuld - an dem Unfall übernommen. Der merkwürdige Prozess, der ihm am Dienstag gemacht wurde, hat das Drama nun noch verschlimmert.Offenbar hat es die österreichische Justiz gut mit dem deutschen Politiker gemeint. Alles deutet darauf hin, dass es im Vorfeld Absprachen gab, die eine relativ milde Strafe und den kurzen Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit ermöglicht haben. Leider gibt es keine hinreichende Begründung für diese Sonderbehandlung eines Prominenten, die einen faden Beigeschmack hat. Wenn man Althaus damit einen Gefallen tun wollte, so ist eher das Gegenteil eingetreten: Anstatt Ruhe und Klarheit herrscht jetzt Irritation. Damit wird auch die Position des Thüringer Regierungschefs nicht besser, sie verschlechtert sich vielmehr. Althaus wird so indirekt angelastet, was er gar nicht zu verantworten hat: Eine Rechtsprechung, die mit dem Makel der Geheimniskrämerei behaftet ist. Gerade ein Fall dieser Tragweite, der international Aufsehen erregt hat, muss im Interesse der Rechts-Hygiene und Gleichbehandlung aber transparent und nachvollziehbar verhandelt werden. Die "Freude" über den schnellen und glimpflichen Ausgang des Prozesses dürfte in Kreisen der CDU Thüringens deshalb auch gedämpft sein. Nicht mal Erleichterung kann sich einstellen, denn die Diskussion über den "Fall Althaus" geht weiter und ist um eine befremdliche Variante bereichert worden. Dieser Umstand wird die Rückkehr ins Amt zusätzlich erschweren.Auch wenn sich der Ministerpräsident demnächst wieder "fit" fühlen und glauben sollte, den kommenden Anforderungen gerecht werden zu können: Nichts wird mehr so sein, wie es einmal war. Schwer vorstellbar, wie Althaus im beginnenden Wahlkampf frei und unbeschwert auftreten soll. Schwer vorstellbar, dass er seine persönliche Betroffenheit durch lockeres Auftreten verdrängen kann. Der sympathische Politiker muss mit einem Schicksalsschlag fertig werden, der für lange Zeit die Lebensfreude raubt. Althaus selbst und die CDU in Thüringen sollten ernsthaft darüber nachdenken, ob ein (vorläufiger) Rückzug nicht doch die bessere Alternative ist.

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