Der Euro ist besser als sein Ruf

Der Euro lebt nicht nur. Die Gemeinschaftswährung hat inzwischen auch ihre tiefste Krise oder größte Herausforderung bestanden. Dieses Fazit werden seine Gegner nicht unterschreiben. Sie betonen nicht zu Unrecht die immer noch unvollendete Wirtschaftsunion, deren Defizite von der Gemeinschaftswährung nur übertüncht werden.

Das ist richtig, gerade im Fall Griechenlands, wo die Krise am dramatischsten spürbar war. Aber der Blick ins Baltikum zeigt, wie anders man in einer Krise auf dem Weg zu einer stabilen Währung gehen kann, wenn man Reformen entschlossen anpackt und einen Staat wirklich saniert. Alle drei Länder in Nordosteuropa haben wirtschaftliche Tiefs hinter sich, die dem griechischen in nichts nachstehen. Alle drei Länder haben sich aus eigener Kraft wieder aus dem Sumpf gezogen und gelten heute als ökonomische Musterschüler dieser Union. Estland, Lettland und Litauen wissen, dass diese Währungsgemeinschaft sie zwingt, sich besser auf neue Herausforderungen einzustellen, als wenn jeder für sich alleine unterwegs wäre.

Litauens nun im zweiten Anlauf geschaffter Beitritt ist der Beleg dafür. Das muss man nicht zum Siegeszug der Gemeinschaftswährung hochreden. Aber ein Beispiel, das mitten in dem Gerede von neuen Problemen gut tut, ist der Beitritt dieses Landes allemal. Ja, die Währungsunion steckt in Schwierigkeiten. Weder die finanzpolitische Situation Frankreichs noch die Italiens oder Griechenlands dürfen auf die leichte Schulter genommen werden. So lange gerade derart wichtige, große Staaten die Grundprinzipien der soliden Haushaltsführung, des Kampfes gegen die Überschuldung und die Rückführung ihrer Defizite mit Füßen treten, bleibt die Union als Ganzes gefordert, wenn nicht sogar gefährdet.

Aber es wurde auch viel erreicht: Der Einstieg in die Bankenunion steht, die verschärfte Etatkontrolle der Mitgliedstaaten ist angelaufen - wenn auch unbefriedigend. Brüssel hat den Finanzmarkt umgekrempelt und strikter Kontrolle unterworfen. Das waren die richtigen Konsequenzen aus der Krise, die die Union vor vier Jahren an den Abgrund führte. Was nun nötig ist, sind die mittel- und langfristigen Schritte zur Prävention. Die aber müssen die Mitgliedsstaaten selber schaffen. In Paris, Rom und Athen, aber auch in Madrid, Lissabon und Dublin hat man gelernt, was es heißt, wenn man als Haushaltssünder aus der gemeinsamen Linie aussteigt. Man verliert zwar nicht den Schutz der Gemeinschaft, bekommt aber dafür ihre Zähne in Form von Troika-Auflagen zu spüren. Das war für manche eine heilsame Botschaft, andere müssen sie erst noch umsetzen. Der Euro-Raum mag noch nicht so gut sein, wie er sein könnte. Aber er ist nicht so schlecht, wie er immer wieder geredet wird.

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