Der Bruderkuss lebt

Meinung: Der Bruderkuss lebt

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Foto: Robby Lorenz

Meinung:

Der Bruderkuss lebt

Von Dietmar Klostermann

Jahrzehntelang war er verpönt - der Bruderkuss. Die Mächtigen des Ostblocks hatten durch ihre permanente Knutscherei dazu beigetragen. Bei Tagesschau-Zuschauern stellten sich die Nackenhaare auf, wenn die realen Sozialistenchefs, meist im Wintermantel und mit Hut, sich abschmatzten. Der feuchteste Bruderkuss der Geschichte zwischen Erich Honecker und Leonid Breschnew zierte Grusel erregend die Berliner Mauer. Bis heute werden Postkarten davon an wohlig schauernde Touristen verkauft.

Da das rote Bruderkuss-Monopol Schnee von gestern ist, beweisen die Kirchenvorderen aus Rom und Moskau jetzt, wie zukunftsweisend der Bruderkuss ist. Papst Franziskus und Patriarch Kirill küssten sich in Havanna. Grund war nicht, dass das Bruderkuss-Virus auf Kuba überlebt hat. Nein: Franziskus und Kirill zeigten, dass auch alte Männer noch Gefühle haben. Selbst, wenn diese fast 1000 Jahre im Permafrostboden der Christenheit schlummerten.

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