Der Berliner "Tagesspiegel" lobt die Rede von Bundespräsident Horst Köhler anlässlich des 60-jährigen DGB-Jubiläums: Mitbestimmung, Teilhabe und Beteiligung, Tarifautonomie und Flächentarifverträge sind konstituierende Elemente des deutschen Wirtschaftssystems, wesentliche Grundlagen des Erfolgs. Köhler hat es auf den Punkt gebracht: Die Gewerkschaften tragen zur Stärkung der Unternehmen bei. Bundeskanzlerin Angela Merkel weiß das vermutlich so gut wie der Präsident und wird deshalb die FDP zu beaufsichtigen wissen. Die "Neue Osnabrücker Zeitung" teilt Köhlers Rüge der Banken:Der Druck ist raus aus dem Kessel, weil viele Banken wieder Gewinne erzielen. Moral war ein Thema, als Politiker und Steuerzahler als Bürgen nötig waren. Jetzt ist wieder die schnelle Rendite wichtig. Dass Finanzexperte Köhler einige aus der Branche mit "Hütchenspielern" vergleicht, spricht Bände. (. . .) Dass Wachstum allein die Krise nicht vergessen macht, war eine kaum verhüllte Mahnung an Banker - und die FDP. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" dagegen kritisiert: Die Politik zu schelten ist das gute Recht des Staatsoberhauptes. Aber offenbar hält Köhler den starken Staat, den er fordert, ohnehin für machtlos oder wie soll man sein Wort deuten, dass "die Branche die Politik im Regen stehenlässt"? Gewiss, nicht nur die Gewerkschaften müssen über die Ländergrenzen hinweg "die Reihen schließen", sondern auch die Regierungen. (. . .) Andererseits hat auch die staatliche Daueralimentierung breiter Schichten etwas Entwürdigendes. Eine Lockerung von Tarifautonomie und Kündigungsschutz wäre kein Monsterwerk und könnte Arbeit schaffen.