Der bayerische Stolz steht auf Parkposition

Kreuth. CDU-Chefin Angela Merkel kann vorerst aufatmen. Zumindest die sonst so bärbeißige CSU wird der Kanzlerin in diesem Wahljahr das Leben nicht schwer machen, anders als die marode FDP. Die bayerische Schwesterpartei gibt sich zahm, gar geschmeidig. Das ist die Botschaft der Kreuther Klausurtagung in Richtung Berlin.Allerdings machen die Christsozialen das nicht freiwillig

Kreuth. CDU-Chefin Angela Merkel kann vorerst aufatmen. Zumindest die sonst so bärbeißige CSU wird der Kanzlerin in diesem Wahljahr das Leben nicht schwer machen, anders als die marode FDP. Die bayerische Schwesterpartei gibt sich zahm, gar geschmeidig. Das ist die Botschaft der Kreuther Klausurtagung in Richtung Berlin.Allerdings machen die Christsozialen das nicht freiwillig. Sie haben kaum eine andere Wahl, da auch die CSU derzeit vom Kanzlerinnen-Bonus Angela Merkels klar profitiert. Was man in München zähneknirschend akzeptiert, obwohl das eigentlich nicht dem traditionellen Selbstverständnis der stolzen Bayern entspricht. Mir san mir, hieß es früher. Jetzt, wo die Bundestagswahl und vor allem die Landtagswahl im Herbst ihre Schatten vorauswerfen, gilt die Einsicht: Nur gemeinsam sind wir stark.

47 Prozent bescheinigt eine neue Umfrage der CSU. Sie kratzt wieder an der absoluten Mehrheit. Alles könnte daher so schön sein für die Bajuwaren, und damit auch für Merkel - wenn da nicht Horst Seehofer wäre. Zweifellos ist es das Verdienst des Vorsitzenden, die Partei in den vergangenen Jahren stabilisiert zu haben. Und auch die Strategie, sich mit klassischen christsozialen Themen wie Familie, Werte und solide Finanzen vor allem auf die Stammwählerschaft zu konzentrieren, statt den Wechselwählern hinterherzulaufen, dürfte erfolgreiches Vorbild sein für die Union als Ganzes im anstehenden Bundestagswahlkampf. Gleichwohl hat Seehofer ein massives Führungsproblem, sein Stil kann verletzend sein gegenüber Parteifreunden. Das haben seine Kronprinzen und Bundesminister nach einem verbalen Rundumschlag kürzlich zu spüren bekommen. Der eigenwillige Patriarch begründet das gerne damit, dass jeder Trainer seiner Mannschaft mal die Leviten lesen muss. Da ist etwas dran. Doch zwischen sachlicher Kritik und persönlicher Bloßstellung besteht immer noch ein großer Unterschied, in der Politik allemal. Wer Letzteres praktiziert, demotiviert nur die eigenen Truppen und offenbart seine Schwächen.

Außerdem ergründet der Ministerpräsident zu oft erst, was geredet wird, um danach seine Haltung auszurichten - die er dann aber wieder ändert. Die CSU hat sich mit diesen leidigen Pirouetten arrangiert. Dass es nichts bringt, sich selbst mit endlosen Debatten über den Vorsitzenden zu demontieren, zeigen die Liberalen. Nach der bayerischen Landtagswahl, wenn die Frage der Nachfolge Seehofers in den Mittelpunkt rückt, wird sich das ändern. Erst dann wird es auch eine inhaltliche Neuausrichtung der CSU geben. Denn bisher wissen die Bayern selbst noch nicht so richtig, wo sie programmatisch eigentlich hin wollen. Deswegen singen sie die alten Lieder von der Pkw-Maut bis zum Länderfinanzausgleich.

Angela Merkel braucht für den eigenen Erfolg eine starke Schwesterpartei, die in Bayern möglichst die 50-Prozent-Marke knackt. Ihr hilft, dass Seehofer die CSU unbedingt vom Trauma befreien will, im Freistaat nicht mehr Staatspartei zu sein. Damit will er in die bayerischen Geschichtsbücher kommen. Diesbezüglich läuft für den Parteichef im Moment vieles nach Plan, wie die Demoskopen bestätigen. Das ist denn auch der Unterschied zu anderen Parteien: Die CSU hat tatsächlich jede Menge Grund zur Zuversicht - und damit auch die Union als Ganzes.

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