Das schnöde Scheitern der "schönen Landrätin"

München. Auf der Internet-Seite des Statistischen Landesamts Bayern kann jedermann das Debakel nachlesen: Neben der Rentner-Partei Deutschland und der Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative hat der Landeswahlleiter auch die Freie Union von der Bundestagswahl ausgeschlossen

München. Auf der Internet-Seite des Statistischen Landesamts Bayern kann jedermann das Debakel nachlesen: Neben der Rentner-Partei Deutschland und der Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative hat der Landeswahlleiter auch die Freie Union von der Bundestagswahl ausgeschlossen. Die Partei, erst vor vier Wochen von der ehemaligen Fürther CSU-Landrätin Gabriele Pauli gegründet, ist damit auch in ihrem Stammland weg vom Fenster - im einzigen Bundesland, in dem sie überhaupt die notwendige Zahl von 2000 Unterstützern nachweisen konnte."Wegen Nichterfüllung der wahlrechtlichen Vorgaben" setzte die Landeswahlleitung den Schlussstrich unter das Pauli-Abenteuer. Die Formulierung ist noch schmeichelhaft angesichts der schier unfassbaren Unfähigkeit: Auf den Unterlagen, eingereicht am letzten Tag der Frist, fehlte die Unterschrift von Parteigründerin Pauli. Normalerweise hätten die Beamten die Antragsteller auf das Versäumnis hingewiesen und ihnen Gelegenheit gegeben, den Fehler auszubügeln. Doch die Unterlagen der Freien Union trudelten gerade mal fünf Minuten vor Ende der Abgabefrist bei der Behörde ein. Da war nichts mehr zu machen. Der verzweifelte Versuch der Freien Union, den Fehler doch noch zu beheben, schlug doppelt fehl: Die nachgereichte, mit Paulis Unterschrift versehene Bewerberliste traf nach Fristablauf ein; und sie enthielt, anders als der erste Vorschlag mit 28 Namen, nur noch acht Kandidaten. Paulis Traum von der Bundestags-Kandidatur ist damit wohl ausgeträumt. Zwar ist die angekündigte Beschwerde zum Bundeswahlleiter gegen die Zurückweisung in Bayern zulässig, ihr werden jedoch denkbar geringe Erfolgsaussichten eingeräumt. Auch für die Beschwerde gelten übrigens strikte Fristen: Sie müsste bis spätestens kommenden Montag eingereicht sein. Ungeachtet der formalen Probleme um die Bundestagskandidatur wird die Freie Union von internen Streitigkeiten zerrissen. Sie nahmen ihren Anfang, als die Parteivorsitzende ihre zwei beim Gründungsparteitag gewählten Stellvertreter Michael Meier und Sabrina Olsson für abgesetzt erklärte. Es folgte am vergangenen Wochenende ein chaotischer Sonderparteitag, der einen neuen Bundesvorstand wählte. Dennoch wollen Paulis Gegner nicht aufgeben. Sie errichteten im Internet eine "Ausweichseite", um den Informationsfluss unter Pauli-Kritikern aufrecht zu erhalten. Auch wegen dieser Querelen wird spekuliert, ob die Gründerin der Freien Union womöglich ganz bewusst dem Schrecken ein Ende setzen und sich einen aussichtslosen Wahlkampf ersparen wollte. Denn selten waren sich Kommentatoren und Beobachter so einig wie bei der Beurteilung der politischen Kapriolen Gabriele Paulis, und selten war ein Scheitern so vorhersehbar. Spätestens mit der Ankündigung, mit einer eigenen Partei zur Bundestagswahl antreten zu wollen, trat die ehemalige CSU-Landrätin den Weg ins politische Sektierertum an. Und viel schneller als erwartet erhoben sich einige der Geister, die Pauli mit ihrer Parteigründung gerufen hatte, gegen die alles andere als teamfähige Vorsitzende. Die politische Akte Pauli kann jetzt getrost geschlossen werden. Glaubwürdigkeit und Respekt, die sie sich als mutige interne Kritikerin des früheren Ministerpräsidenten Edmund Stoiber erwarb, hat Pauli verspielt. Zeit für die "schöne Landrätin", sich jetzt Aktivitäten außerhalb der politischen Arena zu widmen. Und vor allem: Zeit zum Nachdenken.

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