Das Saarland tickt anders

Im Saarland gehen die Uhren anders. Menschen, die in die Region kommen, um hier zu arbeiten und zu leben, berichten auffallend häufig von der Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen, wenn es darum geht, das Eingewöhnen zu erleichtern.

Kontakte sind schnell geknüpft: Man trifft sich in Vereinen, beim Sport oder geht zusammen ,,einen trinken". Dieses Zusammengehörigkeitsgefühl überträgt sich in der Regel auch auf den Arbeitsplatz. Man ist dort im Idealfall so etwas wie eine große Familie. All das erklärt, warum die vom Tüv im Auftrag der Saarbrücker Zeitung erstellte Studie zur Mitarbeiterzufriedenheit im Saarland im Vergleich zum Bund so auffallend positive Ergebnisse gebracht hat.

Besonders auffallend ist der Stolz, bei lokalen Arbeitgebern tätig zu sein. Das zeigt die hohe Verbundenheit der Menschen zu ihrem Land, zu ihrem Unternehmen und zu den dort hergestellten Produkten und Dienstleistungen. Das Ganze funktioniert aber nur, weil an der Saar viele Faktoren zusammenkommen. Dazu gehören auch kurze Wege zu Entscheidern. Um die Lösung von Problemen wird sich gemeinsam gekümmert bis in die Spitzen der Politik. Dazu gehört die konstruktive Zusammenarbeit zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften im Rahmen der Mitbestimmung.

Trotz der in der Studie erkennbaren Zufriedenheit bleibt viel zu tun. Unternehmen können ihre Attraktivität nur bewahren, wenn es ein besonders offenes Ohr für Vorschläge der Mitarbeiter und persönliche Sorgen gibt. Die Bezahlung muss stimmen. Auch sollten regelmäßige Weiterbildungsangebote selbstverständlich sein. Saar-Betriebe müssen sich durch besonders flexible Arbeitszeitmodelle auszeichnen, von denen besonders Menschen profitieren, die in eine Extremsituation geraten. Sei es die Pflege eines Familienangehörigen oder der Krankheitsfall eines Kindes. Ungelernte Arbeitskräfte und Langzeitarbeitslose müssen mehr Chancen auf Beschäftigung und Anerkennung bekommen.

In vielen Betrieben fehlen Konzepte, wie man Menschen, die Jahrzehnte unter harten Produktionsbedingungen gearbeitet haben, in den Jahren vor der Rente Ersatzarbeitsplätze anbietet. Oft fehlt die Mischung zwischen erfahrenen, älteren Mitarbeitern und Nachwuchskräften. Viele Belegschaften werden nicht verjüngt. Das schafft Wettbewerbsnachteile.

Mit dem Argument der Zufriedenheit am Arbeitsplatz sollte das Land überregional um Fachkräfte werben, zumal auch die Lebenshaltungskosten im Vergleich günstiger sind. Die Zufriedenheit am Arbeitsplatz muss ständig neu erkämpft werden. Sonst wandern die besten Leute zur Konkurrenz. Denn trotz allen Wohlwollens beobachten Saarländer ihren Arbeitgeber genau. Auch das zeigt die Studie.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort