Das Saarland begnügt sich mit provinzieller Zukunft

Saarbrücken · Seit dem Jahr 2000 wohnen meine Frau und ich im Saarland . Mit ausländischen Abschlüssen (China und Dänemark) in Natur- und technischen Wissenschaften gehören wir zu den ausländischen Fachkräften, die in Deutschland erwünscht sind.

Wir würden uns freuen, wenn auch viele andere ausländische Fachkräfte das angenehme Leben für sich entdecken würden, das man im Saarland führen kann. Doch seit einigen Jahren gibt es Entwicklungen, die befürchten lassen, dass dies nicht der Fall sein wird. Zusammengenommen sind sie besorgniserregend.

Unser Leben wird mehr und mehr international. Sich über nationale Grenzen hinweg behaupten zu können, ist entscheidend für den beruflichen und wirtschaftlichen Erfolg. Die Welt spricht Englisch. Auch in Deutschland werden immer mehr Veranstaltungen und auch Studiengänge auf Englisch gehalten. Wer die Sprache nicht beherrscht, hat große Nachteile. Im Saarland aber setzt man auf Französisch als wichtigste Fremdsprache.

Selbstverständlich ist jede erlernte Fähigkeit von Vorteil, und Französisch zu beherrschen kann wichtig sein. Wenn aber zugleich die Englischkenntnisse schlecht werden, wie es im Saarland im Bundesvergleich leider der Fall ist, muss man sich fragen, ob die Prioritäten richtig gesetzt sind. Nur selten kann fehlende Englischkompetenz durch gute Französischkenntnisse kompensiert werden. Umgekehrt ist es unrealistisch zu erwarten, dass ausländische Fachkräfte neben Deutsch auch noch Französisch lernen. Indem es zu sehr auf Französisch setzt und dabei Englisch vernachlässigt, versucht das Saarland sich lediglich lokal zu behaupten.

Zurzeit sind politische Entscheidungen im Saarland sehr stark von den ökonomischen Rahmenbedingungen geprägt. Nach dem Ende des Bergbaus besitzt das Land nur eine Ressource: die Köpfe der Einwohner. Für das produzierende Gewerbe sind Fachkräfte mit optimalen Kenntnissen in den Natur- und technischen Wissenschaften entscheidend, um wettbewerbsfähig zu sein. Dieses Wissen wird an den Hochschulen erworben, die Grundlagen aber vermitteln die Schulen. Ohne eine gute Vorbildung haben die Hochschulen keine Chance, die bestmöglichen Fachkräfte auszubilden. Viele Studierende, die von saarländischen Gymnasien kommen, haben zwar Kenntnisse in vielen Themen, beherrschen aber nur wenige richtig. Sehr markant sind die Lücken bei den mathematischen Kenntnissen. Solche Defizite können die Hochschulen nur begrenzt auffangen. Hier tut das Saarland zu wenig, um international wettbewerbsfähig zu sein.

Auch mit seiner Hochschulpolitik sorgt das Land nicht dafür, dass junge Leute eine gute Ausbildung erhalten. Viele Stellen sollen an den Hochschulen weggespart werden, während die Aufgaben in Lehre und Verwaltung weitgehend unverändert sind. Es darf nicht wundern, wenn zuerst die Forschung und das Einwerben von Drittmitteln darunter leiden werden. Damit werden die Hochschulen unattraktiv für gute Studierende und Wissenschaftler, deren Innovationen das Land eigentlich gut gebrauchen könnte.

Insgesamt bekommt man leicht den Eindruck, dass das Saarland seine Zukunft in einer provinziellen Bedeutungslosigkeit sieht, statt Mitspieler auf der internationalen Bühne zu sein. Dem Rest der Welt wird das herzlich egal sein. Dem Saarland nicht. Michael Springborg ist Professor für Physikalische und Theoretische Chemie an der Universität des Saarlandes . Der gebürtige Däne lebt mit seiner Familie in Dudweiler, wo seine Tochter die erste Klasse einer Grundschule besucht.

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