Das kann weg

Der "Weckruf" von Bernd Lucke ist in Wahrheit die Totenglocke für die AfD. Den gegenseitigen Hass, der jetzt zutage tritt, hat draußen niemand übersehen. Das ist nicht mehr rückholbar. So eine Partei wird nicht gewählt.

In vielen Landesverbänden sieht es genauso aus wie auf der Bundesebene: Rücktritte , Intrigen, gegenseitige Ausschlussforderungen. Schon jetzt dürften viele Bürger, etwa in Thüringen, schwer bereuen, dass sie aus einer schlechten Laune heraus für diesen Haufen gestimmt haben.

Es geht jetzt nur noch darum, ob die AfD in einem Stück oder in mehreren Teilen beerdigt wird. Entweder führt der Machtkampf zur Spaltung, in eine Anti-Euro-Partei um den Gründer Lucke und in eine Pegida-Partei um Frauke Petry. Dann wird keine der beiden Teile langfristig überleben. Oder Lucke bringt mit seiner kaum verhohlenen Spaltungsdrohung seine Gegner zum Kuschen und gewinnt noch einmal beim Kasseler Parteitag im Juni. Dann schwelt der Konflikt weiter, denn Luckes Gegner verschwinden nicht so einfach. Und die Wähler werden weiter mit diesem ziemlich unappetitlichen Rosenkrieg am rechten Rand unterhalten.

Warum es Rechtskonservativen in Deutschland nicht gelingt, sich erfolgreich parteipolitisch zu organisieren? Weil man eine solche Partei in Wahrheit nicht braucht. Weil es nicht das eine Thema gibt, das ein paar Protestwahlen überdauern würde. Das ist die eigentliche Basis der Intrigen: die inhaltliche Leere. Man sieht das am Beispiel Euro. Mal ist die Lage besser, mal schlechter. In jedem Fall ist sie kompliziert. Damit allein kommt man nicht dauerhaft über fünf Prozent. Die Ausländer? Ja, da sitzen die Vorbehalte tief. Aber nur in Teilen des Landes und auch nur so lange, wie die bürgerlichen Parteien selbst mit dem Thema herumspielen. Die innere Sicherheit? Ist ein Saisonproblem. Nein, all das ist bei den vorhandenen konservativen Parteien, bei Union und FDP , gegenwärtig besser aufgehoben. Und viel seriöser.

Die AfD hätte nur dann überhaupt eine Mini-Chance, die vielen Nicht- und Protestwähler zu binden, wenn sie ein gemäßigtes konservatives Profil finden und dann auch noch Personal anbieten könnte, das die Menschen überzeugt. Doch das aktuelle Bild der AfD ist ein inhaltliches wie personelles Chaos. Es geht nur noch um Animositäten und um Macht. Die Partei frisst ihren Gründer, den Herrn Professor Lucke, der freilich nicht begreift, dass er allein auch nicht wählbar ist. Er spricht andere Professoren an, viel mehr nicht. Und die AfD frisst auch ihre Kinder, von Gauland bis Petry, die wiederum nicht sehen, dass sie beim Liebäugeln mit Pegida im politischen Abseits agieren und bürgerliche Wähler massiv abschrecken. Das braucht in Deutschland niemand, das kann weg. Mag der Sektenbeauftragte sich um die Reste kümmern.

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