Das Jobwunder geht weiter

Meinung · Deutschland - und auch das Saarland - erlebt ein Jobwunder. Die Zahl der Arbeitslosen ist in einem Ausmaß zurückgegangen, wie es sich wohl niemand hätte träumen lassen. Am Ende des Krisenjahres 2009 prophezeiten alle Experten einen mehr oder minder kräftigen Anstieg der Erwerbslosigkeit

Deutschland - und auch das Saarland - erlebt ein Jobwunder. Die Zahl der Arbeitslosen ist in einem Ausmaß zurückgegangen, wie es sich wohl niemand hätte träumen lassen. Am Ende des Krisenjahres 2009 prophezeiten alle Experten einen mehr oder minder kräftigen Anstieg der Erwerbslosigkeit. Die Arbeitskammer des Saarlandes stellte eine Horrorzahl in den Raum: Im Schnitt würden 2010 50 000 Saarländer auf Jobsuche sein. Wirtschaftsminister Christoph Hartmann (FDP) nannte die Zahl 40 000, die Arbeitsagentur sprach von bis zu 47 000. Heute wissen wir: Alle Vorhersagen malten die Zukunft viel zu schwarz. Die Chefin der Regionaldirektion der Arbeitsagentur, Heidrun Schulz, erwartet aktuell als Jahresdurchschnitt eine Arbeitslosenzahl von 37 300. Mit einer so raschen Erholung des Arbeitsmarkts nach der schärfsten Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg konnte niemand rechnen. Obwohl es im Nachhinein viele Erklärungen gibt: Vor allem die Kurzarbeit, aber auch die flexiblen Arbeitszeitmodelle und die Leiharbeit haben den Kündigungsdruck in den Unternehmen gemindert. Auch die Globalisierung wirkte positiv, weil das Wachstum in China, Indien, Brasilien und anderen Schwellenländern die deutsche Konjunktur mitzog. Nicht zuletzt spielte der demografische Wandel herein: Die Unternehmen haben begriffen, dass sie ihre Fachkräfte halten müssen, wollen sie in Zukunft, wenn immer weniger junge Leute nachrücken, genügend gute Köpfe haben. Und es ist nicht unwahrscheinlich, dass das Jobwunder weitergeht. Die Auftragszahlen in der Industrie stimmen optimistisch. Ein Abknicken des Aufwärtstrends ist nicht zu erkennen. Die Nachfrage nach Arbeitskräften dürfte anziehen. Sollte der Aufschwung länger anhalten, scheint sogar Vollbeschäftigung nicht mehr völlig außer Reichweite zu liegen. Wären da nicht die Unsicherheiten, die schnell zu Rückschlägen führen können. An erster Stelle ist hier die hohe Verschuldung der EU-Länder Spanien, Irland, Portugal und Griechenland zu nennen. Die Sparpakete dort dämpfen zwangsläufig die Wirtschaftskraft - mit negativen Auswirkungen auf das exportorientierte Deutschland. Hinzu kommen die anhaltende Schwäche der US-Konjunktur und die nach wie vor labilen Finanzmärkte. Das Hauptproblem wird aber mittelfristig wohl nicht mehr die Massenarbeitslosigkeit, sondern der Fachkräftemangel sein. Unser Wohlstand wird davon abhängen, ob die älter werdende Gesellschaft Antworten auf die Frage findet, woher die gut ausgebildeten Menschen kommen, die für den Erhalt der Wirtschaftskraft entscheidend sind.

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