Das "Flensburger Tageblatt" schreibt über die neuen Leitlinien der katholischen Kirche zum Umgang mit Missbrauch: Die Veröffentlichung gleicht einem Offenbarungseid, denn: Wo eine Atmosphäre der Offenheit herrscht, wo Klartext gesprochen wird, braucht es keine Regeln, die in lang ausgehandelten Formulierungen Selbstverständliches transportieren. Wo nicht finanzielle Interessen, nicht hierarchisches Denken oder der eigene Vorteil im Vordergrund stehen, sondern christliche Nächstenliebe, herrscht keine Angst vor der Wahrheit. Und ohne Angst vor der Wahrheit ist es selbstverständlich, genau hinzuschauen, wenn es um Verbrechen geht. Die "Stuttgarter Nachrichten" meinen zum selben Thema: Die katholische Kirche macht ihre Hausaufgaben. Mit den neuen Leitlinien setzt sie ein Signal gegen die Praxis der Vertuschung. Wenn grundsätzlich jeder Verdachtsfall angezeigt wird, erhält die strafrechtliche Verfolgung durch staatliche Behörden endlich Vorrang vor kircheninternen Untersuchungen. Sie dienten oft genug dazu, die Kirche zu schützen. Dennoch sind die neuen Leitlinien nur ein allererster Schritt, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. Nicht mehr.Und der "Westfälische Anzeiger" aus Hamm kommentiert: Es zählt zu den Mysterien der katholischen Kirche, dass sie sich erst dann bewegt, wenn sie mit dem Rücken zur Wand steht, auch wenn sie dies selbst in Zeiten tiefer Krisen nie eingestehen würde. Dieses auch jetzt ausbleibende Eingeständnis aber verliert an Bedeutung hinter dem Schritt nach vorn, den die Bischofskonferenz mit der Verschärfung ihrer Leitlinien endlich getan hat. Die Praxis muss zeigen, ob die Richtlinien dem daraus zu lesenden Anspruch genügen: Eine menschliche Kirche muss Schwächen eingestehen können und aus ihnen lernen.Mit der Wahl von Volker Bouffier zum neuen hessischen Ministerpräsidenten beschäftigt sich das "Darmstädter Echo": Vizeregierungschef Jörg-Uwe Hahn hat zu Volker Bouffiers aufgefrischtem Kabinett gesagt, damit werde es einen kleinen Neustart geben. Ein großer Neustart wäre für Hessen besser, denn das letzte Regierungsjahr war vor allem von Routine geprägt und kaum von neuen Ideen. Der neue Ministerpräsident hat jetzt die Chance zu zeigen, dass er mehr ist als Kochs Nachlassverwalter.