„Das Erbe“ hat es schwer

Es ist eine beherzte Entscheidung, die die Landesregierung in Zeiten der Schuldenbremse getroffen hat: Die Bergbau-Ausstellung „Das Erbe“ im Redener Zechenhaus wird verlängert, Besucher-Quote und Finanzierungsfragen hin oder her. Steigen die RAG oder die RAG Stiftung nicht als Geldgeber ein, bleiben weit mehr als 1,5 Millionen Euro am Steuerzahler hängen.

Ist das unverantwortlich? Schließlich ist die Resonanz auf die Schau alles andere als triumphal. Noch im März blieb die Besucherzahl um ein Drittel hinter den Erwartungen zurück. Selbst wenn mittlerweile Belebung gemeldet wird und bis November doch noch die kalkulierten 50 000 Besucher gezählt werden sollten - zum Kracher wird sich "Das Erbe" nicht mehr entwickeln. Derweil überspringt die "UrbanArt Biennale" im Völklinger Weltkulturerbe innerhalb von nur vier Monaten die 50 000er-Marke. Man muss also feststellen, dass das Thema Bergbau im Saarland die Bevölkerung weit weniger berührt, als zu vermuten wäre.

Ist "Erinnerungskultur" also lediglich ein kostspieliges Steckenpferd der Politiker? Mitnichten. Traditions- und Identitäts-Pflege zählt zum staatlichen Bildungs- und Kulturauftrag, unabhängig vom Zeitgeist und vom Massen-Geschmack. Dennoch: Die Zurückhaltung der Bürger irritiert, auch wenn sie nachvollziehbare Gründe hat. Zum einen ist Reden noch kein etabliertes Ziel für Kultur-Ausflüge. Deshalb hätte es umso stärkerer Werbe-Impulse bedurft, um für "Das Erbe" die notwendige mediale Aufmerksamkeit im Wettkampf diverser "Events" zu bestehen. Zudem wurde die Chance verpasst, das gesamte Saarland mit dem Thema "Ende des Bergbaus" zu bespielen und dadurch das Interesse anzufachen. Stattdessen läuft in Reden kaum mehr als museale Standard-Fleißarbeit, die sich in Kindergeburtstags-, Mundart- und Spätschicht-Führungen erschöpft. So rächt sich nun, dass man diese so wichtige Landesausstellung der Industriekultur Saar GmbH anvertraut hat statt einem Ausstellungs-Profi.

Doch selbst wenn ein PR-Magier am Werk wäre - "Das Erbe" hätte es schwer. Denn die Schau kam für die eigentliche Zielgruppe - die Bergleute und ihre Familien - ganz offensichtlich zu früh. Kaum jemand konnte rational nachvollziehen, dass sein Berufsalltag schon in der "Gruft" Museum gelandet war. Vielmehr schmerzte diese Vorstellung, man ging ihr aus dem Weg. Aber langsam lässt die Schockstarre nach, das hört man aus den Hütten- und Knappenvereinen. Dort klagten viele zunächst über die "kalte Pracht" der Präsentation, fühlten sich ausgeschlossen und forderten mehr Herz ein. Doch die Zeit heilt auch hier Wunden. Vor allem deshalb ist die Verlängerungs-Entscheidung zum jetzigen Zeitpunkt richtig. Wie lange "Das Erbe" in der heutigen Konzeption dann noch weiter trägt, mag sich erweisen.

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