Damit sich das Bus-Ticket lohnt

Wer im Saarland viel mit Bus und Bahn unterwegs ist, weiß schon, dass er zu Weihnachten Grund hat, sich zu ärgern. Dann nämlich, wenn der Saarländische Verkehrsverbund (Saar-VV) erneut eine deutliche Preiserhöhung zum Jahreswechsel ankündigt.

Fast drei Prozent sind es diesmal. Angesichts einer Inflationsrate nahe Null und fallenden Diesel-Preisen fällt es besonders schwer zu verstehen, warum die Tarife so stark steigen.

Die Gründe, die der Verbund selbst anführt, haben allerdings Gewicht. Die Personalkosten schlagen wirklich kräftig ins Kontor. Die Schülerzahlen sinken drastisch, auch der demografische Wandel ist spürbar - und damit fehlen Einnahmen. Und wer die Bilanzen der kommunalen Verkehrsbetriebe anschaut, sieht rote Zahlen. Obwohl die Preisspirale sich dreht, fahren die Busse nicht ohne Zuschüsse.

Trotzdem kann es so nicht weitergehen. Das Ende der Fahnenstange ist bald erreicht. Busse und Bahnen drohen so sehr an Attraktivität zu verlieren, dass die Fahrgastzahlen einbrechen. Zumal Kritiker seit langem noch vieles andere monieren, was Kunden abschreckt: zum Beispiel ein ungerechtes, intransparentes Preissystem.

Seit Jahren steht deshalb die Forderung nach einer großen Reform im Raum. Ein Verkehrsverbund aus einem Guss ist das Ziel, ein Verbund mit effizienten Strukturen, der den Saarländern ein kundennahes Top-Angebot macht. Doch um nur annähernd so weit zu kommen, muss der sprichwörtliche gordische Knoten aufgedröselt werden.

Eine simple Lösung gibt es nicht. Denn viele Akteure mischen mit, die alle verschiedene Interessen haben: das Land, Bahn- und Bus-Unternehmen, Landkreise und Städte - mit und ohne eigene Verkehrsbetriebe. Über allem schweben Finanzierungsfragen, wie viele Zuschüsse der Bund, das Land, Kreise und Städte für den öffentlichen Nahverkehr geben können und wollen. Es hat schon seine Gründe, warum das immer wieder verschobene neue Nahverkehrsgesetz noch nicht mal im Landtag diskutiert wurde. Nach den bisherigen Plänen ist es aber auch wenig ambitioniert.

Doch wenn der stetige Tarifanstieg gebremst werden soll, müssen sich alle Beteiligten zusammenraufen und eine ehrgeizige Reform des Saar-VV zustande bringen. Dabei gehören viele - auch unangenehme - Fragen auf den Tisch. Wie lässt sich mehr Wettbewerb ins System bringen? Sind die defizitären kommunalen Verkehrsbetriebe auf Dauer finanzierbar? Wie kann ein gerechteres Tarifsystem aussehen? Welche Linien können wegfallen? Sollten über Dörfer mehr Anruf-Sammel-Taxis statt großer Busse fahren? Die Reform muss glücken. Denn nur dann kann man die Menschen im Autofahrerland Saarland davon überzeugen, dass es günstig, praktisch und umweltfreundlich ist, Bus und Bahn zu fahren.

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