Da geht die Post ab

Manche Redewendungen sind entlarvend. Zeigen sie doch: Der, der sie benutzt, ist nicht mehr ganz jung. Etwa wenn er sagt: "Da geht die Post ab." Das bezeichnete, wie Jüngere vielleicht nicht mehr wissen, nicht etwa den präzisen Standort einer Ausgabestelle am Postschalter. Sondern einen Stimmungshöhepunkt, etwa bei einem Konzert. Aber warum ist diese schöne Formulierung aus der Mode gekommen? Denkbar wären mehrere Erklärungen. Entweder geht nirgendwo mehr die Post ab - weil das anlasslose "Party machen" ein ganz normales Hobby geworden ist, dem inzwischen die Stimmungshöhepunkte fehlen. Oder die Verknüpfung von guter Laune und Post erscheint heute einfach viel zu abwegig.

Dabei wäre die letzte Erklärung ziemlich unfair. So erleben gerade Ältere es oft noch als Stimmungshöhepunkt ihres Tages, wenn sie nach langem Warten in der Schlange am Postschalter endlich dort sind, wo die Post tatsächlich abgeht. Und überhaupt war das Abgehen von Briefen oder Päckchen niemals das Problem. Sondern nur das Ankommen.

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