Leserbrief „Hitzige Debatte um Kinder-Kopftuch“ Christen streifen auch Kopftuch über

Kinder-Kopftuch

In dem Beitrag „Hitzige Debatte um Kinder-Kopftuch“ äußert sich der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans wie folgt: „Das Mädchen im Kindergarten Kopftuch tragen, ist nicht sinnvoll. Gelebte Religionsfreiheit setzt voraus, dass die Mädchen und Frauen sich nicht automatisch einem möglichen Druck der Familie, der zu Unterdrückung werden kann, beugen.“ Als ich diese Worte las, fragte ich mich, ob unserer Ministerpräsident sich bewusst ist, was er das sagt. Überträgt man seine Meinung auf die christlichen Religionen, stellt sich die Frage, wie die Kommunion oder, angesichts des höheren Alters der Kinder beziehungsweise Jugendlichen etwas abgeschwächt, die Konfirmation, zu bewerten ist. Mir scheint, Herr Hans misst mit zweierlei Maß. Wenn er es ablehnt, dass islamische Eltern ihre Kinder in ihrem Glauben erziehen, müsste er es auch ablehnen, dass christliche Eltern ihre Kinder im christlichen Glauben erziehen. Und auch Herr Werner Kohlhoff, SZ-Korrespondent, begreift in seinem dazugehörigen Kommentar nicht, dass Kommunion und Konfirmation nichts anderes sind als das Überstreifen eines unsichtbaren Kopftuches. Müssen also Kommunion und Konfirmation so lange hinausgeschoben werden, bis die Kinder das Alter erreicht haben, ab dem die Religionsfreiheit eintritt? Ich wurde 1963 kurz vor meinem 14. Geburtstag konfirmiert. Wäre das nicht geschehen, hätte ich dies längst nachgeholt, ich bin also kein Anhänger des Islam. Aber ich meine, Hans und Kohlhoff sollten mit ihren Äußerungen in Sachen Religion vielleicht etwas mehr nachdenken und die Regeln ihrer Religion einfließen lassen.

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