China kauft zu schnell zu viel
Gegenseitige Investitionen sind eine feine Sache: Sie machen im Idealfall beide Seiten reicher. Doch die gigantische Übernahmewelle, die immer mehr deutsche Firmen ins Eigentum chinesischer Käufer spült, verursacht gemischte Gefühle. Das Reich der Mitte kauft zu schnell zu viele Unternehmen. Dabei würde etwas Mäßigung beiden Seiten nützen.
China schwimmt im Geld. Um die Konjunktur am Laufen zu halten, erhöht die Zentralbank die Geldmenge , die Banken vergeben immer mehr Kredite. Anders als in Europa, wo die Geldschwemme den totalen Absturz aufhalten soll, stößt das Kapitalangebot in China auf eine vitale, aber nicht ausgelastete Wachstumswirtschaft. Die Expansion ins Ausland ist für die Manager staatlicher wie privater Firmen der logische nächste Schritt.
Die Kaufwut lässt jedoch bereits wieder nach, das neue Jahr dürfte deshalb keinen neuen Einkaufsrekord bringen. Es stimmt zwar, dass Pekings Wirtschaftsplaner die Unternehmen ursprünglich zu mehr internationalem Engagement aufgefordert haben. Doch hinter der Übernahmewelle steckt kein kommunistischer Plan zur Welteroberung, im Gegenteil: Längst missfällt den Regierenden die exzessive Einkaufstour.
Es ist ein geläufiges Muster in China, dass die Regierung ein Verhalten erst fördert und wenig später schon wieder bremsen muss, wenn die Beteiligten allzu enthusiastisch einsteigen. So war es auch bei Investitionen am Aktienmarkt oder in der Solar-Branche. Seit Bekanntgabe der Internationalisierungs-Strategie hat sich die Lage in einem entscheidenden Punkt gewandelt: Vor drei Jahren baute China noch rasend schnell Währungsreserven auf und wusste nicht, wohin mit den Dollar und Euro. Im Juni 2014 kam die Trendwende, seither flossen mehr als 950 Milliarden Euro aus China ab. Das bereitet Peking Sorge. Rundbriefe aus der Zentrale fordern die zuständigen Stellen in Staatsbanken und Provinzbehörden eindeutig dazu auf, die Zukäufe im Ausland zu bremsen.
Für Deutschland empfiehlt sich daher Gelassenheit - und eine gemischte Strategie. So sollten die Investoren aus Fernost in der Mehrheit der Fälle einfach willkommen sein. Sie bringen Geld, eine neue Sicht der Dinge und Zugang zum größten Markt der Welt. Deutschland selbst gehört zu den aktivsten Investoren weltweit. Eine Strategie der geschlossenen Türen können wir uns nicht leisten.
Für einige Schlüsselfirmen, etwa den Augsburger Roboterbauer Kuka, wären jedoch Schutzzonen sinnvoll. Deutschland hat China schon genug Technologie-Knowhow überlassen. Es sollte Grenzen geben. Und schließlich sollte die Bundesregierung ihren Kurs konsequent fortführen, in China auf bessere Bedingungen für deutsche Firmen zu pochen. Wenn das gegeben ist, können China und Deutschland weiter glänzende Geschäfte machen.