Blut, Schweiß und Tränen

Der Deutschen Bank stehen harte Zeiten bevor. Das ist schon länger bekannt, doch erst nach der Blut-, Schweiß- und Tränenrede des neuen Chefs John Cryan wissen Mitarbeiter, Kunden und Aktionäre , was die Stunde wirklich geschlagen hat.

Das größte deutsche Kreditinstitut, das sich als einziges auch weltweit einen Namen gemacht hat, steht vor dem massivsten Umbau seiner Geschichte. Alles, was in den Frankfurter Zwillingstürmen bislang als heilig galt, wird auf den Prüfstand gestellt. Herrscher und graue Eminenz der Deutschland AG - das ist Geschichte. Vorbei sind die Zeiten, als Deutschbanker bestimmten, wer in die Chefetagen der großen Konzerne aufrücken sollte und wer seinen Stuhl nehmen musste. Und es ist gerade mal fünf Jahre her, dass der damalige Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann , eine Eigenkapitalrendite von 25 Prozent in Aussicht stellte. Heute können die Aktionäre froh sein, wenn sie anno 2017 wieder in den Genuss einer Dividende kommen. Für dieses und das nächste Jahr ist dieser Traum schon zerplatzt. Möglichweise werden die Anteilseigner sogar um einen weiteren Finanz-Nachschlag in Form einer Kapitalerhöhung gebeten, obwohl die letzte erst ein gutes Jahr her ist.

Da staunt der Laie und der Fachmann wundert sich, dass bei allen Finanzmarkt-Tricksereien der letzten Zeit die Deutsche Bank immer dabei war - egal ob es sich um amerikanische Ramsch-Hypotheken oder manipulierte Zinssätze bei Libor oder Euribor handelte. Auch die strategischen Volten der vergangenen Jahre machen ratlos. Einmal wird der Privatkunde zum neuen Liebling erkoren, ein anderes Mal wieder kaltschnäuzig vom Hof gejagt.

Wie die Wende jetzt gelingen soll, ließ John Cryan gestern offen. Er ist zwar als Sanierer bekannt und als ein solcher angetreten. Doch mit dem Sparen und Schließen von Filialen ist es nicht getan. Auch dass die Bank eine neue Struktur erhält und die Zuständigkeiten anders definiert werden, kann nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Zudem sind Demut und Bescheidenheit, wie sie der neue Chef predigt, eher etwas für die Kirchenkanzel als für die Finanzmärkte. Offen ist auch, wie sich die Deutschbanker in der virtuellen Finanzwelt der Zukunft bewegen wollen, wo ständig neue Online-Anbieter auftauchen und Bitcoin eine Währung und keine Biermarke ist.

Eigentlich ist es einfach. Banker sollten das Geld ihrer Kunden gewissenhaft verwalten und es nur an die an die verleihen, die es auch zurückzahlen können. Das gepaart mit einer hohen Fachkompetenz. Die Deutsche Bank muss sich wieder mit den Tugenden identifizieren, die uns Deutschen nachgesagt werden: Zuverlässigkeit, Fleiß und Disziplin. Nur dann ist der Umbau zu schaffen.

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