Beim Sparen nicht nachlassen

Die Ölpreise sind seit Juni vergangenen Jahres im freien Fall. In Spitzenzeiten kostete ein Barrel Öl (159 Liter) der Nordsee-Sorte Brent 115 Dollar . Derzeit pendelt der Preis um die 57 Dollar , denn das Angebot übersteigt bei weitem die Nachfrage.

Die vor sich hindümpelnde Weltwirtschaft hat längst nicht mehr den Öldurst früherer Jahre. Auf der anderen Seite pumpen die großen Förderländer das "schwarze Gold" aus der Erde, was das Zeug hält. Das hat zur Folge, dass zurzeit 1,5 Millionen Barrel pro Tag zu viel gefördert und gelagert werden. Niemand ist bereit, den Ausstoß zu senken, denn dann würden die schmalen Einnahmen noch weiter einbrechen.

Des einen Freud' ist des anderen Leid: Die Autofahrer können momentan wesentlich entspannter die Zapfsäulen ansteuern als noch vor wenigen Monaten. Und wer sein Zuhause mit Öl heizt, kann sich locker zurücklehnen: Die Energierechnung dürfte spürbar geringer ausfallen als in früheren Jahren.

In einigen Förderländern wird es allerdings eng. Die wenigsten Sorgen hat Saudi-Arabien, das einer Studie der Unicredit-Bank zufolge mit etwas mehr als 20 Dollar die geringsten Förderkosten weltweit hat. Auch die übrigen Opec-Staaten und Russland liegen noch unter dem derzeitigen Marktpreis. Am teuersten ist die Förderung in Kanada, wo der Rohstoff aus Ölschiefer gewonnen wird. Um daraus ein Barrel Öl zu gewinnen, müssen 80 Dollar aufgewendet werden. Auch die Tiefsee-Bohrungen vor den Küsten Brasiliens und Mexikos gehen ins Geld. Hier kostet die Förderung ebenfalls 70 Dollar und mehr. In Probleme kommen außerdem die US-Firmen, die sich auf das Herauspressen von Öl aus Schieferschichten spezialisiert haben. Mit Kosten von knapp 80 Dollar schmilzt deren Kapitaldecke wie Schnee in der Sonne. Die größten Probleme haben jedoch - unabhängig von den Förderkosten - die Länder, deren Wirtschaftsleistung stark an den Ölexport gekoppelt ist. Dazu zählen Russland, Venezuela oder Angola. Deren Staats-Etats werden große Löcher aufweisen - mit allen Problemen, die sich daraus ergeben.

Mit der Freude über den fallenden Ölpreis sollten sich die Verbraucher zurückhalten. Denn Verluste bei der Förderung bedeuten, dass unrentable Quellen aufgegeben werden und auch nicht mehr in die Erschließung neuer Felder investiert wird. Zieht die weltweite Öl-Nachfrage erneut an, könnten die Preise daher rasch wieder in die Höhe schießen. Mittelfristig wird das der Fall sein. Denn in Schwellenländern wie China, Indien oder Brasilien wächst der Energiehunger sicher weiter. Daher sollten die Verbraucher nicht ablassen, mit dem kostbaren und nur endlich vorhandenen Rohstoff Öl so sorgsam wie möglich umzugehen. Wieder Gas zu geben, wäre ein fataler Fehler.

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