Auf zum Schlagabtausch am Aschermittwoch

München · Im Herbst 2011 auf einem CSU-Parteitag in Nürnberg zog Peter Gauweiler gegen Peter Ramsauer beim Kampf um einen der vier Vize-Vorsitzenden-Posten den Kürzeren. Kaum zweieinhalb Jahre später redet niemand mehr von Ramsauer.

Und Gauweiler ist nun doch einer der Stellvertreter von Parteichef Horst Seehofer geworden. Damit nicht genug, widerfährt dem 64-Jährigen eine Ehre, die noch keinem Nicht-Parteichef zuteil geworden ist: Er darf neben Seehofer heute eine der Hauptreden auf dem Politischen Aschermittwoch in Passau halten. Warum ihm so eine große Ehre widerfährt, wird heute in Osterhofen, wenige Kilometer donauaufwärts, beantwortet: Dort erwarten die AfD und ihre Zugpferde Bernd Lucke und Hans-Olaf Henkel 1000 Zuhörer.

Der Euro-kritischen AfD soll der ebenfalls Euro-kritische Gauweiler etwas den Wind aus den Segeln nehmen. Die Kundgebung "ist eine Versammlungsstätte unserer Stammkunden", sagte Gauweiler. Und "Stammkundschaft geht vor Laufkundschaft".

Es fällt den Akteuren auch in diesem Jahr wieder einiges ein, um die Zuschauer zum Aschermittwoch nach Niederbayern zu locken, auch wenn die beiden größten Parteien jetzt in einer Koalition auf Bundesebene verbunden sind. Die Koalitionsdisziplin sollte eigentlich scharfe Attacken verbieten, doch nach der Edathy-Affäre und dem Rücktritt von CSU-Landwirtschaftsminister Hans-Peter Friedrich kann man da nicht so sicher sein. Zumindest, was die CSU angeht.

Die SPD macht's diesmal eine Nummer kleiner. Nicht Partei- und Bundestagsfraktionschef ziehen auf, sondern der frisch gekürte Spitzenkandidat der europäischen Sozialsten und Sozialdemokraten für die Europawahl Martin Schulz und das kommunale SPD-Zugpferd Ulrich Maly, Oberbürgermeister aus Nürnberg. Die bayerische Kommunalwahl am 16. März und die Europawahl am 25. Mai sorgen dafür, dass keine der Parteien den Schlagabtausch zu Beginn der Fastenzeit nachrangig behandelt. Unter besonderem Druck steht in Deggendorf der Freie Wähler-Vorsitzende Hubert Aiwanger, der unbedingt ein paar Parteifreunde ins Europaparlament entsenden will und auch dafür Sorge tragen muss, dass sich die traditionelle kommunale Basis der Freien nicht verschmälert.

Linke-Aushängeschild Gregor Gysi spricht in der "Stadt Linz", worunter ein Donauschiff zu verstehen ist. Die Grünen können in diesem Jahr Bundesprominenz aus dem eigenen Landesverband vorweisen: Der für seine Respektlosigkeit bekannte Bundestagsfraktionschef Toni Hofreiter wird in Landshut unbehindert von allen Koalitionszwängen mit Schwarz-Rot abrechnen. Die FDP setzt bei ihrer Veranstaltung in Dingolfing auf den liberalen Quergeist Wolfgang Kubicki.

Ganz genau wird man in diesem Jahr hinsehen, wie viele Zuhörer sich bei den großen Parteien einfinden. Nicht erst im vergangenen Jahr war aufgefallen, dass die CSU mit ihren Teilnehmerangaben übertrieben hat. In die Dreiländerhalle passen nur etwas mehr als 4000 Personen, die Rede war aber von 6000 und mehr. Der neue CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer, die den "größten Stammtisch der Welt" in diesem Jahr mit ein paar starken Worten beenden darf, weiß schon, wie er sich da heraus windet: "In der Dreiländerhalle sind für die CSU gefühlt immer 10 000 Leute."

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