Auf Stärken des Landes besinnen

Finanziell steht das Saarland mit dem Rücken zur Wand. Viele sehen schon in einer Zusammenlegung mit anderen Bundesländern den einzigen Ausweg. Andere, wie Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD ), denken aus Überzeugung exakt in die andere Richtung.

Die Ministerin sieht die Kleinheit des Landes als Standortvorteil - und wirbt mit kurzen Wegen zu Entscheidern und wichtigen Schaltstellen in Unternehmen und Forschungseinrichtungen.

Rehlinger hat in dem Jahr seit ihrem Amtsantritt als Wirtschaftsministerin eine Vorstellung davon entwickelt, wie eine künftige Strategie für das Land aussehen kann. In vielen Unternehmens-Besichtigungen quer durch alle Branchen hat sie nicht nur genau zugehört, sondern immer wieder die wichtigste Trumpfkarte des Landes erlebt: fleißige und flexible Arbeitnehmer, für die harte Schichtarbeit kein Problem ist, weil sie dies aus der Geschichte von Bergbau und Stahlindustrie als völlig normal empfinden.

Die Industrie war zwar immer schon Teil der wirtschaftlichen Strategie im Saarland, aber ihre Bedeutung wurde in den vergangenen Jahren auch immer wieder kleingeredet. Nach dem Ende des Bergbaus glaubten viele, man könne mit Dienstleistungen und der Ansiedlung von Unternehmen aus der Informationstechnologie (IT) den großen Wurf landen und alle jene Arbeitsplätze ersetzen, die in "alten" Branchen verloren gingen. Das ist nicht gelungen. Die Industrie, nicht zuletzt die mittelständische, war und bleibt wichtigster Stützpfeiler für Wohlstand und Arbeitsplätze . Auch ein Großteil der Dienstleistungs-Firmen hängt von ihren Aufträgen ab.

Das Land bekennt sich nun mit der neuen Zukunfts-Strategie eindeutiger als je zuvor zu seiner Industrie. Neue Produkte und Verfahren sollen den Sektor zum wichtigsten Pfeiler im Kampf um die ökonomische Zukunft und die Eigenständigkeit des Landes machen. Eine hervorragende Forschungslandschaft begleitet diesen Prozess. Doch Erfolg hat die Strategie nur, wenn das Land an vielen Schrauben dreht. Dazu gehören das Angebot von Gewerbegebieten und eine Senkung der Gewerbesteuer, bei der die Hebesätze deutlich über dem Bundesschnitt liegen. Die Erreichbarkeit mit Bahn und Flugzeug lässt zu wünschen übrig. Und nichts braucht die Industrie mehr als gut ausgebildete Arbeitskräfte. Weniger Schulabbrecher , mehr Mädchen in klassischen Männerberufen und Offenheit für Zuwanderer sind die Stichworte.

Wenn an all dem gearbeitet wird, mehr Unternehmen und mit ihnen Arbeitnehmer ins Saarland kommen, das Land durch Innovationen und Produkte auf sich aufmerksam macht - dann hat es gute Karten, eigenständig zu bleiben. Und das als attraktive Adresse.

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