Auf der Überholspur

Das Saarland ist auf dem besten Weg, weltweit positiv auf sich aufmerksam zu machen. Das ist keine Übertreibung, sondern spätestens seit gestern Fakt. Die von Volkswagen mit dem in Saarbrücken ansässigen Deutschen Forschungszentrum für künstliche Intelligenz (DFKI) vereinbarte umfangreiche Zusammenarbeit lässt das Saarland als Forschungs- und Entwicklungsstandort in eine neue Liga vorstoßen.

Bei dem Projekt geht es darum, die Entwicklung autonomer, also selbstfahrender Autos voranzutreiben. Gerade das DFKI befasst sich schon seit längerem intensiv mit allen technischen Voraussetzungen und der nötigen Sicherheitstechnik, um autonomes Fahren zu ermöglichen. Treibende Kraft ist der Saarländer Professor Wolfgang Wahlster , der weltweit in Fachkreisen sowie von politischen und wirtschaftlichen Entscheidern gleichermaßen hoch geschätzt wird. Unter seiner Leitung hat sich das Institut auch zu einer Adresse entwickelt, die in der Lage ist, Autofabriken noch stärker zu automatisieren. Im Bereich der Zusammenarbeit von Mensch und Maschine gibt es inzwischen bereits einige Aktivitäten an der Saar, etwa am Zentrum für Mechatronik und Automatisierungstechnik (Zema), bei ZF, Bosch und anderen.

Es lässt aufhorchen, wenn Wahlster offen sagt, man könne sich "vor Anfragen aus der Auto-Industrie nicht mehr retten". Wie bedeutend der Wissensvorsprung ist, den sich das DFKI erworben hat, zeigt sich auch daran, dass jetzt internationale Fahrzeug-Konzerne wie Toyota und Hyundai in aller Eile und mit Milliarden-Investitionen ähnliche Forschungszentren aus dem Boden stampfen.

Die deutsche Auto-Industrie wiederum ist nicht nur mächtig elektrisiert von den neuen Möglichkeiten und dem Wettbewerbsvorteil, den die Entwicklungen im autonomen Fahren bringen. Sie reagiert auch selbst schnell. Wer hätte sich noch vor einiger Zeit träumen lassen, dass die Vorstandschefs von Volkswagen, BMW und Mercedes gemeinsam an die Saar kommen würden, um sich von der Landesregierung erklären zu lassen, welche Möglichkeiten es im Bereich Forschung und Entwicklung noch in der Region gibt? Schon im Juni wird es dieses Spitzentreffen geben. Und bei einer künftig stärkeren Zusammenarbeit kann die Auto-Branche in jedem Fall auf das sehr praxisnahe Wissen und die hohe Flexibilität der saarländischen Zulieferer und Forschungsunternehmen zählen.

Das Saarland hat also viele gute Karten, als Industrie- und Auto-Standort auch höchsten Ansprüchen gerecht zu werden. Aber nur, wenn das Land konsequent am Ball bleibt. Denn das Tempo, das die deutsche und internationale Auto-Branche bei Neuentwicklungen an den Tag legt, ist atemberaubend.

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