Ägypten kann Sicherheit im Land nicht garantieren

Kairo · Ägypten macht in den vergangenen Monaten vor allem negative Schlagzeilen: Bombenanschläge in der Hauptstadt Kairo und in Luxor, Kämpfe auf der Sinai-Halbinsel sowie die Entführung und Enthauptung eines kroatischen Arbeiters durch die radikale Terrormiliz Islamischer Staat (IS).Die Sicherheitslage in dem nordafrikanischen Land ist und bleibt angespannt.

Das Terrorproblem der Regierung um Präsident Abdel Fattah Al-Sisi aber wurde am Sonntag zur hausgemachten Katastrophe: Seit mehr als einem Jahr sind keine Urlauber bei Anschlägen in Ägypten gestorben - und nun werden Reisende nicht von Extremisten, sondern von den offiziellen Sicherheitskräften erschossen.

Wie es zu dem folgenschweren Angriff - angeblich aus der Luft - auf einen Autokonvoi einer mexikanischen Reisegruppe kommen konnte, bleibt zunächst unklar. Die knappe Stellungnahme des Kairoer Innenministeriums besagt, dass die Einheiten Terroristen in einer Wüstenregion im Westen des Landes verfolgten.

In den Geländewagen hätten sie Dschihadisten und keine Urlauber vermutet. "Sie griffen die vier Allradfahrzeuge versehentlich an", heißt es in der Stellungnahme. Zwölf Menschen starben, darunter offenbar acht Mexikaner. Die Überlebenden wurden in einem Kairoer Krankenhaus behandelt, wo sie nach Angaben des Außenministeriums in Mexiko ihrem Botschafter Jorge Álvarez von einem Luftangriff berichteten, bei dem Bomben aus einem Flugzeug und Hubschraubern abgeworfen worden seien.

Vor dem tragischen Vorfall scheint es in der Wüstenregion im Westen des Landes am Sonntag zu Kämpfen zwischen dem ägyptischen Ableger der Terrormiliz Islamischer Staat und Regierungstruppen gekommen zu sein. Fotos von IS-Sympathisanten sollen Dschihadisten bei Gefechten in der Gegend zeigen. Mit auf den Bildern: mehrere Geländewagen.

Für die ägyptische Regierung ist der Vorfall ein Desaster, das die dringend benötigten Einnahmen aus dem Tourismus noch weiter sinken lassen könnte. Die Verantwortung will sie dabei auch auf den Reiseveranstalter abwälzen: Erste Informationen deuteten darauf hin, dass die Organisatoren keine Genehmigung für die Fahrt in dem Sperrgebiet gehabt hätten, teilte das Tourismus-Ministerium mit. Minister Chaled Rami habe eine "harte Bestrafung" angeordnet.

Der mexikanische Präsident Enrique Peña Nieto dagegen will vor allem schnelle Antworten nach dem Vorfall: "Mexiko verurteilt diese Aktionen gegen unsere Mitbürger und hat von der Regierung Ägyptens eine eingehende Untersuchung gefordert", schrieb er gestern auf Twitter .

Der Druck auf die Regierung in Kairo steigt. Wie hoch er ohnehin schon ist, zeigt der Angriff auf die Reisegruppe - offenbar ohne das Ziel ausreichend geprüft zu haben - am besten.

Im Kampf gegen den immer wieder aufflammenden Terror im Land lässt das autoritäre Regime normalerweise keinen Zweifel daran, durchzugreifen. Immer wieder berichten die Behörden von hohen Zahlen getöteter Terroristen. Trotzdem konnte die Führung die Gewalt, zu der sich häufig der gefürchtete IS-Ableger bekennt, bislang nicht eindämmen. Die Antwort der Regierung ist absolute Härte. Eine Härte, die beim Angriff auf die mexikanische Reisegruppe vielleicht sogar blind machte.

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