Abhör-Skandal durchkreuzt Sarkozys Comeback
Paris · Noch vor kurzem schien für Frankreichs Ex-Präsident Nicolas Sarkozy alles nach Plan zu laufen: Locker zeigte er sich bei Auftritten hier und dort in Frankreich, genüsslich heizte er Spekulationen um sein politisches Comeback an. Jetzt aber schäumt Sarkozy vor Wut, wie seine Vertrauten berichten.
Grund sind die heimlichen Aufnahmen von Gesprächen, die er mit Beratern und seiner Frau Carla während seiner Präsidentschaft führte und die in Auszügen in der Presse auftauchten. Die Mitschnitte könnten für den Hoffnungsträger vieler Konservativer gefährlich werden.
Sarkozy und seine Frau gingen gestern wegen "Verletzung ihrer Privatsphäre" zivilrechtlich gegen die Veröffentlichungen vor, um eine weitere Verbreitung der Aufnahmen zu stoppen. Eine Klage - etwa wegen Verletzung von Staatsgeheimnissen - wurde bisher aber nicht eingereicht. Dann müsste die Justiz zum Inhalt jener Bänder ermitteln, deren Verbleib derzeit ebenso ungeklärt ist wie ihr plötzliches Auftauchen. Dass Staatsanwälte die Mitschnitte beschlagnahmen und auswerten, ist aber wohl nicht im Interesse mancher Betroffener.
Die Aufnahmen hatte der einst enge Sarkozy-Berater Patrick Buisson gemacht, der früher im rechtsextremen Lager verortet war und für den Rechtsruck bei Sarkozys Wahlkampf 2012 verantwortlich gemacht wird. Heimlich ließ der Polit-Stratege ein Diktiergerät in seiner Tasche mitlaufen - nicht nur im Elysée-Palast, sondern sogar bei Gesprächen im Auto oder im Jagdschloss La Lanterne bei Paris.
"Hunderte Stunden" Aufzeichnungen kamen so offenbar zusammen, wie sich Sarkozys einstiger Redenschreiber Henri Guaino empörte. In der konservativen Oppositionspartei UMP, in der seit Sarkozys Abwahl 2012 ein Machtkampf tobt, herrschen Fassungslosigkeit und Empörung.
Dabei sind die bisher veröffentlichten, kurzen Ausschnitte aus dem Jahr 2011 vergleichsweise harmlos - auch wenn abwertende Anmerkungen über Minister fallen oder Carla Bruni-Sarkozy über den Verzicht auf ihre Karriere als Sängerin und Model klagt. Doch niemand weiß, was noch auf den Bändern aufgenommen wurde: So ist der engste Sarkozy-Vertraute, spätere Generalsekretär im Elysée-Palast und Ex-Innenminister Claude Guéant in eine ganze Reihe von Affären verstrickt, unter anderem laufen Untersuchungen der Justiz zum Verdacht illegaler Wahlkampf-Finanzierung zugunsten Sarkozys durch Libyen im Jahr 2007.
Zuletzt hatte der 59-jährige Ex-Präsident häufiger durchblicken lassen, dass er nicht ewig Polit-Rentner bleiben wolle: So rief er erst vor wenigen Wochen bei einem Auftritt im Örtchen Châtelaillon-Plage an der Atlantikküste, die "Ferien" erschienen ihm doch lange. Seine Anhänger dort dankte es ihm mit "Nicolas, komm zurück!"-Rufen.
Den Sturm vorüberziehen lassen, gaben Sarkozys Vertraute nun nach der Veröffentlichung der Bänder erst einmal als Devise aus. "Vor allem nicht überreagieren", hieß es im Sarkozy-Lager, das in den Veröffentlichungen allerdings einen direkten Angriff auf ein mögliches politisches Comeback ihres Meisters sieht. "Glücklicherweise ist erst 2014", meinen die Vertrauten. In den drei Jahren bis zur nächsten Präsidentschaftswahl könne Gras über die Sache wachsen. Vorausgesetzt, dass nicht noch weitere Mitschnitte in den Medien auftauchen.