Auch die Presse der Nachbarländer beschäftigt sich mit dem Sparpaket. In der "Basler Zeitung" (Schweiz) liest man: Jener Staat, der sich in den letzten Monaten als finanzpolitischer Lehrmeister der europäischen Staatenfamilie gerierte, will nun vor der eigenen Tür kehren, was angesichts der historischen Neuverschuldung, die die Regierung für 2010 plant, auch geboten ist

Auch die Presse der Nachbarländer beschäftigt sich mit dem Sparpaket. In der "Basler Zeitung" (Schweiz) liest man: Jener Staat, der sich in den letzten Monaten als finanzpolitischer Lehrmeister der europäischen Staatenfamilie gerierte, will nun vor der eigenen Tür kehren, was angesichts der historischen Neuverschuldung, die die Regierung für 2010 plant, auch geboten ist. Berlin signalisiert seinen europäischen Nachbarn: Auch wir müssen den Gürtel enger schnallen. Nach den Konjunkturprogrammen des letzten Jahres hat Kanzlerin Merkel die Wirtschaftskrise gestern für beendet erklärt. Angesichts der durchzogenen Konjunkturaussichten ein gewagter Schritt - aber deswegen noch nicht ein falscher.Die französische Zeitung "Dernières Nouvelles d'Alsace" schreibt: Mit der Jagd auf Subventionen, den Einschnitten in den Sozialhaushalten, beim öffentlichen Dienst und den Streitkräften wird die Bundesrepublik sicherlich Einsparungen machen. Nicht zu vergessen der willkommene Geldsegen durch zusätzliche Einnahmen durch Steuern (. . .). Aber zu welchem Preis? Dem einer EU-weiten Deflation? Was aber besonders beunruhigend ist für den Zusammenhalt Europas, ist der neue Alleingang Berlins. Anstatt ihre Rolle als Lokomotive wahrzunehmen, legt die erste Volkswirtschaft des Kontinents eine Vollbremsung hin.Die Wiener Zeitung der "Der Standard" kommentiert:Insgesamt dürfte der Musterschüler Deutschland damit die fiskalen Exzesse der jüngsten Krisenbewältigung schneller als andere EU-Staaten überwinden. Und genau das ist das Problem. Denn der strikte Sparkurs der schwarz-gelben Koalition wird auch dazu führen, dass die deutschen Bürger in den kommenden Jahren den Gürtel enger schnallen werden. Da die Industrie aber gleichzeitig mit aller Kraft ihr Exportvolumen halten will, werden sich die jährlichen Leistungsbilanzüberschüsse der viertgrößten Volkswirtschaft der Welt weiter vergrößern. Und diese sind Gift für die Eurozone und die Weltwirtschaft. (. . .) Die deutsche Neigung zum Fleiß und zum Selbstverzicht schafft genau jene globalen Ungleichgewichte, die zuerst das internationale Finanzsystem und dann die europäische Gemeinschaftswährung ins Wanken gebracht haben.

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