Zum angekündigten Rücktritt des sächsischen Ministerpräsidenten Georg Milbradt meint die "Badische Zeitung" (Freiburg): Milbradt verstand es nie, ein bisschen Landesvater zu sein und Sachsen ein freundliches Gesicht zu geben. Darum schwoll der Unmut seine

Zum angekündigten Rücktritt des sächsischen Ministerpräsidenten Georg Milbradt meint die "Badische Zeitung" (Freiburg): Milbradt verstand es nie, ein bisschen Landesvater zu sein und Sachsen ein freundliches Gesicht zu geben. Darum schwoll der Unmut seiner CDU an wie eine Magmablase im Vulkan. Die Partei fürchtete, mit Milbradt 2009 in die Wahl zu ziehen

Zum angekündigten Rücktritt des sächsischen Ministerpräsidenten Georg Milbradt meint die "Badische Zeitung" (Freiburg): Milbradt verstand es nie, ein bisschen Landesvater zu sein und Sachsen ein freundliches Gesicht zu geben. Darum schwoll der Unmut seiner CDU an wie eine Magmablase im Vulkan. Die Partei fürchtete, mit Milbradt 2009 in die Wahl zu ziehen. (...) Jetzt, nach Anschuldigungen aus der SPD zu Privatgeschäften, nach wochenlangem Kleinkrieg mit der eigenen Partei, gab Milbradt auf. Er hat sich und seine Partei erlöst. Auch die "Frankfurter Rundschau" analysiert den Rückzug: Mit Milbradts Rücktritt geht die "koloniale Phase" der deutschen Einheit zu Ende. Die neuen Eliten der nicht mehr so neuen Länder sind keine Importe mehr, sondern Eigengewächse. Nichts signalisiert das besser als die Herkunft seines Nachfolgers: Stanislaw Tillich gehört der westslawischen Minderheit der Sorben an. An die Hand nehmen, zeigen, wo's langgeht, geht nicht mehr. Da bricht sich das gewachsene Selbstbewusstsein Bahn. Die "Kieler Nachrichten" richten ihren Blick bereits auf den Zustand der Bundes-CDU: Der Niedergang der sächsischen Union wirft ein Schlaglicht auf die Personalnot der Christdemokraten. Nach dem Debakel von Roland Koch in Hessen und dem Sturz Edmund Stoibers in Bayern verfügen sie mit dem Niedersachsen Christian Wulff nur noch über einen einzigen Ministerpräsidenten, der als Kanzlerreserve gelten kann. Das festigt die Position von Angela Merkel. Die Partei muss es beunruhigen. Die SPD zeigt gerade, wie schnell es mit einer personell ausgelaugten Partei bergab gehen kann. Ähnlich sieht es der in Berlin erscheinende "Tagesspiegel": Die Bundes-CDU verliert mit dem gebürtigen Sauerländer einen der letzten halbwegs bekannten Wirtschaftsliberalen. Der Typus ist rar geworden in der Union. Günther Oettinger kämpft in Baden-Württemberg noch um Ansehen, die CSU kämpft vor allem mit sich selbst, Roland Koch hat in Hessen sowieso anderes zu tun, Christian Wulff steht nach seinem Niedersachsen-Weichspülwahlkampf für alles Mögliche - bleibt als Stimme der Reform-Ökonomie ein gewisser Josef Schlarmann. Der ist Vorsitzender der Mittelstandsvereinigung der CDU. Dass irgendjemand demnächst mal auf ihn hört, darf als unwahrscheinlich gelten.

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