Wahlkampf der US-Demokraten US-Präsident Trump ist der wahre Gewinner

Kein Gedanke ist für die US-Demokraten wichtiger als der Vorsatz, US-Präsident Donald Trump im November 2020 eine zweite Amtszeit zu verwehren. Und nichts scheint schwerer, als zur Durchsetzung dieses Ziels einen Kandidaten zu finden, der zum einen Siegchancen gegen den verhassten Präsidenten hat und zum anderen auch die Partei programmatisch hinter sich vereinen kann.

Trump ist der Gewinner der Wahlkampfdebatten der Demokraten
Foto: SZ/Robby Lorenz

Die beiden Fernsehdebatten der Demokraten am Dienstag- und Mittwochabend haben dies erneut nachdrücklich bewiesen. Der linke Flügel lechzt nach einem Bewerber, der progressivere Positionen vertritt als dies Barack Obama in seinen acht Jahren im Amt tat. Man darf nicht vergessen: Unter Obama hat die „Käfighaltung“ von Migrantenkindern begonnen, und abschiebefreudig war er auch. Hinzu kamen der Drohnenkrieg und die Bespitzelung ungeliebter Journalisten. Beim Blick zurück ist heute nicht mehr alles Gold, was im Hause der liberalen Ikone Obama glänzte.

Das allein zeigt, warum Umfragenfavorit Joe Biden – der bekannteste aller Oppositionskandidaten – einen so schweren Stand hat, die Attacken der linken Mitbewerber überzeugend zu kontern. Im Streitgespräch mit seinen Konkurrenten gelang dem früheren Vize Obamas oft nur eine pulslose Verteidigung. Man kann sich vorstellen, wie ihn ein im Umgang mit seinen politischen Gegnern gnadenlos-provokanter Trump in Debatten durch den Reißwolf drehen wird. Einigen sich die Demokraten dagegen auf einen linken Kandidaten wie Elizabeth Warren, Bernie Sanders oder Kamala Harris, könnte dies Amerikas breite Mitte angesichts allzu provokanter Thesen wie einer Straffreiheit für iIlegale Einreise oder einer Krankenversicherung für alle verschrecken.

Auch Forderungen der linken Demokraten nach einer stärkeren steuerlichen Belastung von Besserverdienenden sind für das politische Spektrum, in dem Trump vor drei Jahren so stark punktete, nicht gut verdaulich. Zumal der Präsident ja derzeit auch mit unübersehbaren Pfunden wuchern kann – wie beispielsweise einer Arbeitslosenquote von unter vier Prozent, die einer Vollbeschäftigung gleichkommt. Auch will er keine neuen Kriege beginnen. Das verwässert jenen Demokraten im linken Lager, die fundamentalpazifistische Positionen vertreten und nur noch auf Diplomatie setzen wollen, die Munition.

Der US-Präsident kann also momentan aufatmen. Er sieht, wie sich die Demokraten beim Ringen um ein taugliches Konzept für eine Offensive gegen ihn öffentlich und vor einem Millionen-Publikum an die Gurgel gehen. Er weiß seit der für die Opposition frustrierenden Anhörung von Russland-Sonder­ermittler Robert Mueller im Kongress, dass dieser als überzeugender Kronzeuge gegen ihn kaum taugt. Und er hat ein Gespür dafür, die individuellen Ambitionen seiner Gegner aus dem Lager der Demokraten für Attacken über Twitter auszuschlachten. Und damit ist Donald Trump erst einmal der wahre Gewinner der beiden Debattennächte von Detroit.

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