Regionalliga-Start SVE und FCS starten neuen Anlauf in der Sisyphos-Liga

Meinung · Es ist nicht leicht, ein Fußballverein in der Regionalliga Südwest zu sein. Jedenfalls dann nicht, wenn man Ambitionen und auch die Mittel hat, die unattraktive vierte Liga nach oben zu verlassen. Gerade die saarländischen Top-Vereine können davon ein Klagelied singen. Die SV Elversberg spielte bis Ende Mai eine herausragende Saison, wurde Meister – und scheiterte in den Aufstiegsspielen an Unterhaching. Ein Jahr zuvor hatte die SVE bereits das gleiche Schicksal ereilt, damals zertrümmerte Zwickau die Aufstiegshoffnungen der Saarländer. Mannheim ging es in den beiden Jahren genauso, und 2015 platzten die Aufstiegsträume von Offenbach und dem 1. FC Saarbrücken ebenfalls kurz vor dem Ziel. Der FCS musste sich gegen Würzburg erst im Elfmeterschießen geschlagen geben – mehr Drama geht nicht.

SVE und FCS starten neuen Anlauf in der Sisyphos-Liga
Foto: SZ/Robby Lorenz

Vieles in dieser Liga erinnert an Sisyphos, den Helden der griechischen Mythologie, der so klug und gerissen war, dass er selbst die Götter gegeneinander ausspielen konnte. Doch dafür wurde er furchtbar bestraft, mit unnützer Arbeit: Sisyphos muss einen dicken Brocken den Berg hochrollen. Aber kurz vor dem Gipfel poltert der Stein immer wieder nach unten. Das üble Spiel wiederholt sich – wieder und wieder.

Wie Sisyphos ergeht es den Spitzenteams im Südwesten seit Jahren. Besonders perfide ist, dass selbst der Meister nicht sicher aufsteigt. So etwas findet man im Sport nur sehr selten. In der Fußball-Regionalliga ist das aber leider so. Der Grund: Aus der bundesweiten 3. Liga steigen pro Saison von 20 Mannschaften nur drei ab. Es gibt aber eine Etage tiefer fünf Regionalligen. Da muss also weiter gesiebt werden. Befürworter der Aufstiegsspiele führen ins Feld, dass die Duelle noch einmal Spannung, Würze und zusätzliche Einnahmen bringen. Das mag nicht von der Hand zu weisen sein, bringt einen Verein wie Elversberg aber trotzdem um den fairen Lohn der Arbeit eines ganzen Jahres. Dass die Vereine ihren Unmut darüber zurecht lauthals artikulieren, ficht den DFB übrigens bisher kaum an. Dabei könnte es so einfach sein. Fünf aus einer 20er-Liga runter, alle fünf Meister hoch – wo ist das Problem?

Wenn die neue Saison heute mit dem Spiel des FCS in Ulm beginnt, werden die Elversberger wieder versuchen, aus der Liga rauszukommen – so wie Sisyphos nie aufgibt. Gleiches gilt für Saarbrücken, im Vorjahr Dritter. Die Lust im Umfeld des FCS ist dank offensichtlich guter Transfers und starker Leistungen in den Testspielen groß. Wie lange das so bleibt, gilt es abzuwarten. Die Verantwortlichen beim ewigen 6:1-gegen-Bayern-München-Sieger von anno 1977 geben nämlich auch unverhohlen zu, dass die Situation in der Ausweich-„Heimstätte“ Völklingen ein Stimmungskiller ist. Bis der Ludwigspark wieder spielfertig ist, muss das Hermann-Neuberger-Stadion herhalten – und das macht sich, bei aller Gastfreundschaft, auch in den Zuschauerzahlen bemerkbar. Nicht auszudenken, der FCS kommt im DFB-Pokal in die zweite Runde und zieht Bayern oder Dortmund. Dann womöglich in Kaiserslautern spielen zu müssen – es wäre der Gipfel.

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