Konflikt am Persischen Golf Die hochriskante Taktik des Mullah-Regimes im Iran

Die Lage am Persischen Golf und in der Straße von Hormus wird immer gefährlicher. US-Präsident Donald Trump will mit Öl-Sanktionen gegen Teheran erreichen, dass der Iran strikteren Auflagen für sein Atomprogramm zustimmt.

 Seibert

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Der Iran reagiert mit Angriffen auf die Schifffahrt im Golf und mit der Verletzung von Bestimmungen des Atomvertrages aus dem Jahr 2015. Das Mullah-Regime will mit Blick auf mögliche Verhandlungen mit dem Westen die eigene Stärke demonstrieren – ein Spiel mit hohem Risiko.

Die Beschlagnahmung des britischen Öltankers „Stena Impero“ ist das jüngste Beispiel dafür, aber wird nicht unbedingt das letzte bleiben. Die Angriffe erhöhen die Gefahr einer militärischen Auseinandersetzung. Bei der „Stena Impero“ ignorierten die iranischen Revolutionsgarden die Warnung eines britischen Kriegsschiffes. Erst vor wenigen Wochen war die Region nur knapp einem militärischen Schlagabtausch zwischen dem Iran und den USA entgangen.

Die iranischen Provokationen sind kein Selbstzweck. Sie sollen demonstrieren, dass der Iran dort zuschlagen kann, wo es dem Westen wehtut: bei der Ölversorgung. Außenminister Dschawad Sarif bezeichnete den Iran als Wächter über den Golf und die Straße von Hormus. Sarif gibt aber nicht nur den Scharfmacher. Kurz vor seiner Äußerung über die Wächterrolle des Iran im Golf hatte er den Amerikanern ein Entgegenkommen angeboten.

Sarif nutzte jetzt einen Besuch in New York für Kontakte, die bei den Bemühungen um ein Ende der derzeitigen Spannungen noch wichtig werden könnten. Vor allem ein Name lässt aufhorchen: der des republikanischen US-Senators Rand Paul. Er will mit Trumps Segen versuchen, mit den Iranern ins Geschäft zu kommen. Es soll schon ein Gespräch mit Sarif gegeben haben. Paul stellte eine neue Vereinbarung über einen endgültigen Verzicht Teherans auf Atomwaffen in Aussicht. Fast gleichzeitig betonte Sarif, der Iran könne ein Protokoll ratifizieren, das strengere Kontrollen der internationalen Atombehörde IAEA ermöglichen würde. Voraussetzung sei die Aufhebung der US-Sanktionen. Selbst erfahrenen Diplomaten wie Sarif gelingt allerdings nicht alles. Ein Scheitern des iranischen Balanceaktes könnte geradewegs zum Krieg führen.

Möglicherweise gehen Iraner wie Amerikaner davon aus, dass ein bewaffneter Konflikt beherrschbar und schnell wieder vorüber wäre und deshalb in Kauf genommen werden kann. Einen großen Krieg will dagegen niemand. Die Führung der Islamischen Republik weiß, dass ein regionaler Krieg die Existenz des Regimes gefährden würde. Auch Trump hat kurz vor dem Wahljahr 2020 kein Interesse an einem neuen Krieg in Nahost.

Die Hoffnung auf eine eng begrenzte, kleinere Auseinandersetzung unter dem Applaus der jeweils eigenen Öffentlichkeit ist jedenfalls reines Wunschdenken. Kriege lassen sich nur selten schnell, leicht und billig wieder beenden. Das sollten alle Akteure bei ihren waghalsigen Manövern im Hinterkopf behalten.

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