Fernverkehr Bahn darf das Saarland nicht im Abseits stehen lassen

Darüber kann man sich wirklich freuen. Endlich setzt die Deutsche Bahn nach vielen Jahren des Dauer-Verdrusses mal eine vernünftige Verbesserung im Fernverkehr um, von der zahlreiche Saarländer profitierten können.

Meinung: Die Bahn lässt das Saarland im Abseits
Foto: SZ/Robby Lorenz

Ab dem 9. Dezember fährt täglich ein ICE von Saarbrücken nach Berlin. Fahrzeit und Komfort sind annehmbar. Vor allem entfällt das lästige Umsteigen in Mannheim oder Frankfurt. Zumal dabei die Umsteigezeiten oft so kurz kalkuliert sind, dass der Anschlusszug nur mit einem Spurt erreicht werden kann – wenn überhaupt. Dies wird bei vielen anderen Verbindungen wohl auch künftig so bleiben, obwohl der Bundesverkehrsminister nun einen „Deutschland-Takt“ mit festen Abfahrtszeiten im Fernverkehr einführen will. Denn die Strecke Saarbrücken-Mannheim gilt von jeher nicht als eine der Hauptachsen der Bahn.

Die direkte Bahn-Anbindung des Saarlandes an Berlin darf nicht die Ausnahme bleiben. Das Saarland ist auf komfortable, verlässliche, fest vertaktete Fernverkehrsverbindungen angewiesen. Heute mehr denn je, weil sichergestellt sein muss, dass ansiedlungswillige Unternehmer und Kunden die Region schnell erreichen können. Ohne Druck läuft bei der Deutschen Bahn jedoch überhaupt nichts. Den hat die Saar-Politik über viele Jahre vermissen lassen. Wer regelmäßig den Fernverkehr nutzt, dem wird aufgefallen sein, dass in Richtung Saarbrücken bei den noch verbliebenen Eurocity-Zügen gerne veraltetes Zugmaterial eingesetzt wird.

Die Bahn verdient ihr Geld hauptsächlich auf den großen Fernverkehrsachsen mit dem ICE von Hamburg und Berlin Richtung Süddeutschland und Schweiz. Dennoch gibt es gute Argumente, auch die Strecke Frankfurt-Mannheim-Saarbrücken-Paris weiter zu stärken. Diese Züge sind heute schon fast immer voll. Die Bahn selbst unternimmt aber wenig, um etwa mit Werbeaktionen noch mehr Menschen in diese Züge zu bringen. Auch der neue ICE nach Berlin wird wohl nicht mit Sonderaktionen beworben. Man kann sich schon die Frage stellen, was das für Gründe hat. Umso mehr müsste es jetzt schon einen erneuten gemeinsamen Vorstoß der saarländischen Landesregierung und der Wirtschaft geben mit dem Ziel, die Zahl der täglichen Verbindungen nach Paris und Frankfurt um mindestens eine auf täglich fünf zu erhöhen. Es ist an der Zeit, jetzt in dieser Sache auch das Gespräch mit den Franzosen und speziell der Staatsbahn SNCF zu suchen. Zumal sich auch im grenzüberschreitenden Nahverkehr nach Metz seit Jahren nichts bewegt. Obwohl immer mehr Berufspendler grenzüberschreitend unterwegs sind.

Die Zahl der Nutzer im Bahn-Fernverkehr steigt kontinuierlich an – das ist eine gute Nachricht, auch für die Umwelt. Deshalb sollten die saarländische und die rheinland-pfälzische Landesregierung mit den Wirtschaftskammern bei der Bahn darum kämpfen, dass der Südwesten an der Entwicklung teilhaben kann. Damit er die gleichen Chancen im Wettbewerb der Regionen hat.

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