Contra: Verkürzte Sommerferien wegen Corona Weniger Ferien lösen das eigentliche Problem nicht

Um damit gleich aufzuräumen: Für viele Schüler waren die letzten Wochen keine Corona-Ferien. Wo man hinhörte, gab es vor Ostern im schulischen Home Office jede Menge zu tun.

 Hagen Strauss

Hagen Strauss

Foto: SZ/Robby Lorenz

Mitunter mehr als in der Vor-Corona-Zeit. Und die ist gefühlt schon eine Ewigkeit her. So dürfte es auch weitergehen, denn die Schulen öffnen ja nur Schritt für Schritt. Daheim die Anforderungen zu erfüllen, digital, ohne persönlichen Austausch, ohne Pausenspaß mit Freunden und Mitschülern – das ist auch für Kinder und Jugendliche eine anstrengende Sache. Gleiches gilt für Lehrer, deren Pensum nicht weniger geworden ist. Besondere Erfahrungen dürften ebenfalls die Eltern gemacht haben: Zum einen, wie schwierig es sein kann, Kinder für den Unterrichtsstoff zu motivieren, während man überdies selbst noch an den Computer muss. Zum anderen, dass der eigene Nachwuchs womöglich nicht der geglaubte Überflieger ist – und manches eben nicht nur am Lehrer liegt.

 Faulpelze gibt es immer. Aber deswegen darf man die große Mehrheit nicht bestrafen, indem man die Sommerferien verkürzt. Schüler, Lehrer und Eltern können für das Virus nichts. Alle haben sich die Sommerferien im gewohnten Umfang verdient. Auch das ist ein wichtiger Punkt: Die heimische Tourismuswirtschaft wird sich über jeden Gast freuen, der möglichst lange Urlaub machen kann.

Wahr ist, in Corona-Zeiten hängt der Bildungserfolg noch stärker von der familiären Situation ab. Aber weniger Ferien werden das seit Jahrzehnten bestehende Problem nicht lösen. Hier geht es um eine Daueraufgabe, die Politik und Schulen kontinuierlich angehen müssen. Das belegen die Pisa-Studien. Wer darüber hinaus glaubt, Kinder haben wegen der geschlossenen Schulen dann doch zu viel Stoff verpasst, der sollte das lieber zum Anlass nehmen, die Lehrpläne kritisch zu überprüfen. Jede Wette, da geht was, Herr Schäuble.

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