Leitartikel zur Bistumsreform Rom tritt auf die Bremse - Ackermann ist angeschlagen

Für den Trierer Bischof Stephan Ackermann ist der Stopp aus Rom für die Bistumsreform eine wahre Hiobsbotschaft. Dafür sorgt nicht alleine die Tatsache, dass der Vatikan die Beschwerden so ernst nimmt, um den Start zum 1. Januar praktisch unmöglich zu machen.

Dafür sorgt aber ebenso, dass es wohl vorab an den Bischof keine warnenden Hinweise gab, dass dies bevorstehen könnte. Denn erst am Mittwoch hat der Bischof die Dekrete zur Errichtung der geplanten ersten 15 Großpfarreien erlassen. Zur Erinnerung: Aus fast 900 Kirchengemeinden im Saarland und in Rheinland-Pfalz sollten in zwei Schritten 35 Großpfarreien werden. Ackermann ist – das lässt sich nicht schönreden – durch das unerwartete Eingreifen beschädigt worden. Der Bischof ist damit auch für seinen Mut bestraft worden. Denn es ist wichtig, dies im Blick zu haben: Er hatte mit dem Weg der Diözesansynode einen Weg beschritten, der Laien und Geistliche einband. Aus diesem Kreis entstand die Idee für die Radikalreform im Bistum. Es ist keineswegs so, dass der Bischof von oben herab alles vorgab.

Ackermann hat nun aber die Quittung auch dafür erhalten, dass er die Radikalreform nicht entschärfte und Kompromisse suchte. Natürlich gab es immer wieder die Möglichkeit, Bedenken vorzutragen. Und der Bischof und Generalvikar Ulrich von Plettenberg haben sich öffentlich der Kritik gestellt. Dass sie aber nur minimale Änderungen an der Zahl der Großpfarreien umsetzen wollten, musste absehbar zu Unmut führen. Kritiker fühlten sich nicht ernst genommen. Und davon gab und gibt es sowohl unter den Laienvertretern als auch unter den Priestern viele: Das zeigten die Umfragen der Gegner, aber ebenso die Anhörungen des Bistums.

Eine Sprecherin des Bischofs betonte am Mittwoch noch, dass Beschwerden gegen die Dekrete nicht bindend seien: Und fügte hinzu: „Der Bischof ist der Gesetzgeber.“ Zugegeben: Es wäre schwierig gewesen, in dieser Woche noch auf Kritiker zuzugehen. Aber Signale wie diese sorgten in den vergangenen Monaten und Jahren dafür, dass der Widerstand gegen die Bistumsreform nicht nachließ, sie stärkten ihn sogar.

Was bleibt nun zurück? Zunächst ein angeschlagener Bischof. Zusätzlich aber die Ungewissheit, wie es weitergeht. Denn das muss allen klar sein: Bei dem vorhergesagten dramatischen Rückgang der Kirchenmitglieder und der Priester ist es mit kleinen Anpassungen nicht getan. Ein Verharren in den alten Strukturen führt zu einer Zwei-Klassen-Gesellschaft: Es gibt Pfarreien mit Geld und oft ausreichend Geistlichen, und es gibt diejenigen, die sich jetzt schon abgehängt fühlen. Diese Konfliktlinie zeigte sich in Teilen schon jetzt bei der Diskussion um die Reform.

Die neue Struktur sollte zumindest als Ziel einen Ausgleich erreichen. Sie hatte im Blick, dass manch kleine Pfarrei schon jetzt überfordert von den vielen Aufgaben ist. Das darf – egal, wie der Streit jetzt ausgeht – keineswegs aus dem Blick geraten. Sonst sorgt jede Reform nicht nur beim Bischof für Hiobsbotschaften.

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