Der Nutzen der Corona-Warn-App Mit der Anwendung schützt man seine Mitmenschen

Niemandem wird vorgeschrieben, die Corona-Warn-App zu installieren und zu nutzen. Das ist auch gut so, denn die Freiwilligkeit ist elementar für die Akzeptanz in der Bevölkerung.

 Hagen Strauss

Hagen Strauss

Foto: SZ/Robby Lorenz

Aber jeder sollte sich klarmachen: Mit der Anwendung schützt man Menschen in seinem direkten Umfeld. Auch jene, die kein Smartphone besitzen. Dann nämlich, wenn man selbst vor einer Corona-Infektion gewarnt wird und sein Verhalten entsprechend anpasst. Das sollte einem schon ein Download wert sein.

Zu glauben, angesichts des Infektionsgeschehens bräuchte man die App nicht mehr, ist falsch. Die vielen Lockerungen, die in den Bundesländern vorgenommen wurden, beschreiten einen Weg, der immer mehr an den Schwedens erinnert. Und der ist weitgehend gescheitert. Die Infektionszahlen könnten also auch hierzulande schnell wieder steigen. Derzeit zeigt sich das in Berlin in lokalen Hotspots. Die App ist dann ein wirksames Mittel, um die Virusverbreitung schneller und leichter zu ermitteln. Dabei gilt: Am besten wäre es, wenn Millionen Nutzer nie eine Warnung erhielten und die Pandemie eingedämmt bliebe. Aber dafür gibt es keine Garantie. Die App wird das Virus auch nicht besiegen, das kann nur ein Impfstoff. Der ist jedoch noch nicht da.

Deutschland hat sich wie so oft bei neuer Technologie schwer getan mit der Entwicklung. Es gab viele Bedenkenträger. Aber das, was jetzt in Berlin vorgestellt worden ist, ist alles andere als simpel. Es ist keine einfache Lösung, weil Bluetooth gewissermaßen zweckentfremdet worden ist. So etwas zu entwickeln, braucht seine Zeit, wenn es gut werden soll. Und das ist bei der App gelungen, speziell im Vergleich zu dem, was in anderen Ländern vorgelegt worden ist. Den Datenschutz so zu betonen, war richtig. Er ist ein hohes Gut. Gleichwohl sollte man sich bewusst machen: Viele versenden Nachrichten per WhatsApp, kaufen bei Amazon ein, sind bei Facebook und Instagram aktiv. Jeden Tag gibt jeder sorglos Daten preis, selbst dann, wenn man sich wegen Corona in einem Restaurant in eine Liste einträgt. Bei der App ist das alles nicht der Fall. Durch den dezentralen Ansatz entscheidet man selbst, welche Informationen man im Falle einer Infektion an einen Server weiterleitet. Diese Datensparsamkeit führt zu noch mehr Sicherheit. Zum Glück ist die anfänglich verfolgte, zentrale Speicherung schnell fallengelassen worden. Dadurch hätte sich ein leichtes Angriffsziel für Hacker ergeben.

Die App schadet nicht, sie hilft. Das ist die zentrale Botschaft. Wer sie installiert, braucht keine Angst haben, ausspioniert zu werden. Sorgen vor einem Überwachungsstaat bleiben aber legitim. Ihnen müssen Politik und Bundesregierung mit völliger Transparenz begegnen. Dazu gehört auch, dass keiner einen Nachteil erfährt, wenn er oder sie seine Infektion über die App angibt – oder aber die App erst gar nicht verwenden will. Umgekehrt dürfen Nutzer keine Vorteile erhalten. Da sollte die Regierung sicherheitshalber gesetzlich nacharbeiten, damit die Anwendung tatsächlich ein Erfolg wird.

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