Kommentar in eigener Sache Drohungen gegen Journalisten in der Corona-Krise: Wir lassen uns nicht einschüchtern

Saarbrücken · Die Medien stehen in der Corona-Krise mehr denn je im Fokus. Es gibt dabei legitime Kritik an ihrer Arbeit, aber auch Grenzüberschreitungen. Die Saarbrücker Zeitung hat dazu klare Positionen.

Kommentar zu Angriffen und Drohungen gegen Journalisten bei Corona-Demos
Foto: BeckerBredel

Neben Politikern und Polizisten gehören auch Journalisten zu denjenigen, die wegen ihrer Arbeit beleidigt, bedroht und angegriffen werden. Bundesweit gehen Menschen nicht nur gegen Corona-Verordnungen auf die Straße. Ein Teil der Demonstranten versucht auch, den Staat herauszufordern, die Pressefreiheit infrage zu stellen oder die Demokratie anzugreifen. In den zwei Jahren der Pandemie hat die ohnehin angeschlagene Streitkultur in Deutschland weiter Schaden genommen. Viele Menschen haben sich noch stärker radikalisiert. In Facebook und Telegram finden sie Gleichgesinnte, auf der Straße treffen sie aber auch auf Menschen mit ehrenwerten Motiven, die unter den Folgen der Corona-Verordnungen leiden und sich für ihre Interessen einsetzen. Eine Demokratie braucht auch und gerade in einer Krise mündige Bürger, die sich an Gesetze und Verbote halten, aber zugleich die Regierenden kritisch begleiten.

Auch im Saarland gibt es in sozialen Medien, bei Demonstrationen und auf anderen Wegen verstärkt Versuche, Rundfunk oder Zeitungen zu diskreditieren und einzelne Journalisten einzuschüchtern. Bei der Saarbrücker Zeitung stellen wir uns gerne der Kritik an unserer Arbeit. Wir stellen uns aber vor Kolleginnen und Kollegen, die persönlich beleidigt und angegriffen werden. Versuchen, eine Berichterstattung zu verhindern oder unzulässig zu beeinflussen, treten wir entschieden entgegen. Wir lassen uns nicht einschüchtern.

„Die Saarbrücker Zeitung informiert über alle Bereiche des öffentlichen Lebens so objektiv, vielseitig und umfassend wie möglich. Sie lehnt die Bestrebungen rechts- und linksradikaler Gruppen, die die rechtsstaatliche Ordnung gefährden, entschieden ab.“ Dies sind zwei Grundsätze eines Redaktionsstatuts, das  die Unabhängigkeit der Zeitung und ihrer Redaktion sichert.

Auch Leserbriefe mit massiver Kritik an Kommentaren aus der Redaktion veröffentlichen wir selbstverständlich. Wer austeilt, muss einstecken können. Wir berichten auch über Positionen, die in der Redaktion nicht geteilt werden. Die Breite der Argumente soll Ihnen Ihre Meinungsbildung erleichtern. Wer nur Experten und Informationen glaubt, die zur eigenen Meinung passen, verliert an Urteilskraft. Persönliche Beleidigungen veröffentlichen wir allerdings ebenso wenig wie in manipulativer Absicht verbreitete Falschmeldungen. Machen wir selbst einen Fehler, veröffentlichen wir auch eine Korrektur.

Hass und Hetze wollen wir keinen Raum geben, auch wenn sich dies bei Kommentaren von Nutzerinnen und Nutzern unter eigenen Beiträgen in sozialen Medien  nicht immer sofort verhindern lässt. Wir wollen die Meinungsfreiheit nicht beschneiden. Das Internet ist aber kein rechtsfreier Raum. Aufforderungen zu Straftaten, das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen oder die Leugnung des Holocaust sind durch die Meinungsfreiheit nicht gedeckt – weder auf der Straße noch im Netz. In solchen Fällen löschen wir nicht nur, sondern erstatten Strafanzeige.

Eine Enthemmung der Sprache führt zur wechselseitigen Radikalisierung der Kräfte an den politischen Rändern und bildet den Nährboden, auf dem sich Hass und Gewalt entwickeln können. Deshalb ist verbale Abrüstung eines der Gebote der Stunde und ein konsequentes Vorgehen gegen Straftäter ein anderes.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort